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Yoshinori Niwa. Rehabilitation of Ancestors

10.03.2020 - 16.05.2020

Galerie Zimmermann Kratochwill, Graz / Österreich

Yoshinori Niwa ist Performance-, Video- und Installationskünstler. Soziale Interventionen im öffentlichen Raum sind das Hauptinteresse in seinen Arbeiten.

Ironische Infragestellung von politischen Machtverhältnissen und sozialen Hierarchien, prägen die Arbeiten des Künstlers. Mit scheinbar absurd, ziellos und unproduktiv anmutenden und bewusst provozierenden Handlungen, hinterfragt Niwa kulturelle Austauschprozesse. Dabei setzt er auch gezielt die Sprache der Kampagnenführung ein. Die Titel seiner Arbeiten haben Slogancharakter (z....B. Anzeigen in Tageszeitungen) und sind Teil seiner künstlerischen Praxis.

Eine der bekanntesten Arbeiten Niwas ist die für den Steirischen Herbst 2018 konzipierte Installation “Withdrawing Hitler from a Private Space”. Durch Anzeigen in Tageszeitungen lädt er die Bevölkerung dazu ein, Nazi-Reliquien in einem am Grazer Hauptplatz platzierten Container zu entsorgen. “[…] Fragewürdige Vergangenheit? Einfach weg damit!” Dazu entstanden auch Videos mit Gesprächen des Künstlers mit Partizipierenden.

In der Ausstellung “Rehabilitation of Ancestors” in der Galerie Zimmermann Kratochwill zeigt Yoshinori Niwa einen Ausschnitt seines Oeuvres. Die aktuellste Arbeit des Künstlers, eine 5-Kanal Video Installation, “Immigrants are Guarding this Country” (Einwanderer beschützen dieses Land), befasst sich mit in Österreich lebenden Flüchtlingen und Asylsuchenden, die mit Jacken mit der Aufschrift “SECURITY” durch Wien patrouillieren. Die Balance zwischen Idee und Visualisierung, Ironie und Betrachtung aus (kultureller) Distanz wirkt in erster Linie verunsichernd. Verunsichert selbst die Mitwirkenden und die Passanten – vertauschte Rollen, irgendwie.

In “Transporting Puddle A to Puddle B” (Lacke A zu Lacke B transferieren), einer Videoarbeit von 2004, sieht man den Künstler wie er Wasser aus einer Regenpfütze mit dem Mund aufsaugt und sie so, mit Wiederholung des Aufsaugens und Ausspuckens, nur eine kurze Distanz von West nach Ost Berlin transferiert.

Die “Wiener Zeitung” betitelt eine Serie vom Künstler überschriebene Zeitungsseiten, “Manifesting Pee” (Urin bekunden) sind Fotoarbeiten von mit Urin bekundeten Hauskanten. “Resending Postcards once sent off during the Cold War” (Wiederversandt von Postkarten, die während des Kalten Krieges versendet wurden), besteht aus einem 2-Kanal Video und 324 vom Künstler gesammelten Postkarten. Das Video zeigt, wie Niwa die bereits vor unbekannter Zeit versendeten Karten bei verschiedenen Trödlern in Wien und Budapest ankauft, sie neu frankiert und nochmals an die gleichen Empfänger versendet.

Die Sinnlosigkeit dieser Performance unterstreicht Niwas ideengetriebenen Zugang zum künstlerischen Schaffen. Niwa erhebt mit keinem seiner Werke Anspruch auf sozialpolitische Konzeptkunst sondern positioniert sich klar als Performance-Künstler mit inhaltlichem Interesse an sinnentleerten oder -befreiten Sozialdynamiken. Wer “tut nur so” und wer ist authentisch? Was ist absurder, der Akt des Transferierens einer Pfütze oder die historische, politische Bedeutung einer aufgehobenen Grenze? Selbst wenn man Zeitungsartikel liest, versteht man sie wirklich? Welche Rolle spielen politische Bilder, Andenken und wo sind sie eigentlich überall zu finden?

In Moskau suchte Niwa nach Andenken Vladimir Lenins, in Graz nach jenen Adolf Hitlers, in Büros der Japanischen Kommunistischen Partei nach Karl Marx’ Portraits. Auf den Philippinen verhandelte er einen temporären Besitzanspruch durch Namensgebung eines Müllberges in einer Deponie. “If I die, Taiwan will Disappear” (Wenn ich sterbe, wird Taiwan verschwinden), einer Videoarbeit aus 2014, befasst sich mit dem Verschwinden eines Staat durch dem Ableben seiner Bürger.

[Quelle: http://www.zimmermann-kratochwill.com/ ]

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