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Characters

03.06.2022 - 16.07.2022

Galerie Martin Janda, Raum aktueller Kunst, Wien / Österreich

Die Ausstellung versammelt künstlerische Positionen, die sich mit den Begriffen Fragilität, Zugehörigkeit und Wahrnehmung auseinandersetzen. Die Zerbrechlichkeit einer Gesellschaft lässt sich am deutlichsten am Körper und seiner psychischen Verfassung ablesen. Indem wir uns dieses prekären Zustands und der Verletzlichkeit von Körper und Identität bewusstwerden, können wir den Eindruck von Schwäche überwinden und die Kraft und Ausdauer erkennen, die sich daraus ableiten. Die Ausstellung berücksichtigt die unterschiedlichen historischen, politischen, soziokulturellen und geografischen Umstände, unter denen die Werke entstehen und auf die sie reagieren....

Chin Tsaos (??) Praxis umfasst Skulpturen, Installation, Musik, Performance und neue Medien. Tsao ist fasziniert von materieller Künstlichkeit als Erzählung menschlicher Erinnerung und Geschichte. Ihre Keramik- und Porzellanarbeiten sind von historischen Stilen wie der Chinoiserie und dem Art déco inspiriert: ein Spiel mit Ornamentik und Prunk. In ihren Werken schafft sie einen anachronistischen Moment, um die historischen Ereignisse zwischen Ost und West sowie die Hybridisierung von Vergangenheit und Zukunft zu thematisieren. Ihre Erscheinung überschneidet sich in unserer Zeitwahrnehmung mit den sich verändernden Identitäten einer postglobalisierten Kultur.

Tania Pérez Córdova untersucht soziale und ökonomische Beziehungen, die sich in skulpturalen Formen manifestieren. Der Begriff der Abwesenheit ist für sie ebenso wichtig wie Materialität. Oft testet sie die physischen Grenzen von Materialien aus, indem sie diese in etwas verwandelt, das sie nicht sind. Pérez Córdovas Objekte bleiben in einem Schwebezustand und beleuchten den Ursprung von Materialien wie Metall, Marmor, Glas und Erde. „In einem Fitnessstudio in meiner Nachbarschaft suchte ich nach einem muskulösen Mann und lud ihn ein, einen Abdruck von seinem Bizeps zu machen. Diesen stellte ich dann durch eine Reihe von Formen und Abgüssen in versteinerter Erde her. Zu meiner Überraschung schrumpfte der Muskel, als die Erde austrocknete." (Tania Pérez Córdova)

In ihren Gemälden arbeitet Svenja Deininger mit Lagen und Schichtungen von Farben und Materialien, übermalt und legt wieder frei. Grundierung, rohe Leinwand, opake Flächen und lasierende Stellen vermitteln unterschiedliche Materialitäten; die sichtbare Oberfläche eines Gemäldes resultiert aus den vielen Schichten, die darunter liegen und an den Bildkanten oftmals als Überlagerungen sichtbar werden, wie Schichten von Haut. Manchmal findet sich eine unerwartete Linie oder Zeichnung auf der Bildfläche, bewusst gesetzt als Erinnerung oder Zitat einer vorherigen Idee. „Es geht hier um das Gefühl, dass eine Sache, eine Realität, permanent auf eine andere prallt. Das geschieht in der verdichteten Dramatik von ein paar Quadratzentimetern Malerei, und es geschieht, wenn man Deiningers Praxis als Ganzes betrachtet.“ (Martin Herbert)

In Lukas Kaufmanns Arbeiten werden räumliche und psychologische Dimensionen synergetisch miteinander verbunden. Durch die Verschränkung von Arbeitsschritten und Fertigungstechniken werden die Simultanität von Verdecken und Freilegen wie auch die Relation von Bildraum und Bildträger thematisiert. Durch das Falten von Papier stellt Kaufmann eine neue Räumlichkeit her, die durch eine einfließende Aquarell-Emulsion dreidimensional wird. Die Bildflächen scheinen mit Emotionen aufgeladen zu sein, die Materie verselbständigt sich. Das Raster als Bildträger lenkt den Blick der Betrachter*innen, ohne ihn einzuengen. Die gleichzeitige Mystifizierung und Entmystifizierung von Inhalten, Motiven und Worten ist eine wiederkehrende Vorgehensweise in Kaufmanns künstlerischen Praxis.

In ihren neuen, kleinformatigen Zeichnungen kombiniert Adriana Czernin zwei sehr unterschiedliche Formen: einen scharfen, kristallinen, geometrischen Körper und eine flüssige, amorphe, organische Form, die in einer vieldeutigen Umarmung miteinander verwoben sind. Die organische Form scheint durch den geometrischen Körper bestimmt, aber auch gehalten und geschützt. Zugleich durchdringt sie ihren Behälter und sickert aus ihm heraus. Czernin spielt mit Gegensätzen: weich – hart, beweglich – starr, streng – scheinbar frei, konkret – abstrakt. „Fragilität kann zu Unsicherheiten führen, bedeutet aber auch, die Verhältnisse zu hinterfragen, bedeutet Bewegung, Entwicklung, egal in welche Richtung.“ (Adriana Czernin)

„Ein Sweater als Produkt ist universell. Das Muster, die Form, die Gestalt haben nichts mit dem Geschlecht, der sozialen Schicht, dem Milieu usw. zu tun. Nur die Größe des Pullovers könnte sich auf mich beziehen. Das Material, die Verpackungsdecke, verweist auf meinen Beruf in der Kunstwelt.“ Florian Mayr arbeitet in Bereichen, die im Kunstkontext eine gewisse Allgemeingültigkeit haben oder diesem thematisch eingeschrieben sind. In der pattern-Serie verbindet er Körper mit Arbeit. „Das zentrale Thema meiner Arbeit ist seit einiger Zeit die thematische Verbindung von Leben, Arbeit und Kunst – Arbeit, Arbeit, Arbeit.“ (Florian Mayr)

Igor Blomberg Tranaeus macht Skulpturen und Installationen aus unterschiedlichsten Materialien, u.a. Pistazienschalen, Walnussholz oder Lampen. Er interessiert sich für die symbolische Kraft der Kunst und die Produktionsbedingungen von Kunstwerken. Die Pistachio Lamp thematisiert die Beziehung zwischen Künstler*in und Material und fordert die Verwendung eines trivialen Objekts heraus. Blomberg Tranaeus beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen der Identität von Künstler*innen, der sehr modernen Vorstellung von diesen als singuläre Autor*innen ihrer Werke und andererseits als Vermittler*innen einer gemeinsamen Symbolik, einem Ausdruck von etwas, das viel tiefer liegt als die individuelle Kreativität einer einzelnen Person.

Auf den ersten Blick schafft Sharon Ya'ari Eindrücke von unscheinbaren Alltagsszenen. Sein Ausgangspunkt ist die israelische Landschaft. „Alle diese Bilder sind Blicke auf Situationen, die einen langsamen, unausweichlichen Verfall beinhalten." (Sharon Ya'ari) Untitled (Picnic Table 1) (2006) und Untitled (Picnic Table 2) (2009) sind, wie viele seiner Fotografien, „duale Bilder, in denen er eine Art Archäologie des Seins betreibt, eine Erkundung von Raum und Zeit.“ (Urs Stahel) Ya'aris Fotografien zeigen – häufig mit einem melancholischen Unterton – Widersprüche, die an Bedeutung gewinnen, wenn sie im Kontext Israels historischer, politischer und gesellschaftlicher Strukturen gelesen werden.

Igor Blomberg Tranaeus, * 1989 in Stockholm (SE), lebt und arbeitet in Wien (AT). Adriana Czernin, * 1969 in Sofia (BG), lebt und arbeitet in Wien und Rettenegg (AT). Svenja Deininger, * 1974 in Wien (AT), lebt und arbeitet in Wien (AT). Lukas Kaufmann, * 1993 in Klagenfurt (AT), lebt und arbeitet in Wien (AT). Florian Mayr, * 1982 in Wels (AT), lebt und arbeitet in Wien (AT). Tania Pérez Córdova, * 1979 in Mexico City (MX), lebt und arbeitet in Mexico City (MX). Chin Tsao (??), * 1989 in Taipei (TW), lebt und arbeitet in Wien (AT). Sharon Ya´ari, * 1966 in Holon (IL), lebt und arbeitet in Tel Aviv (IL).

[Quelle: https://web.archive.org/save/https://www.martinjanda.at/de/ausstellungen/2022/6/219/characters/]

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last modified at 08.07.2022


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