Lost in Space. Raum, Ding und Figur – Entwicklungen innerhalb der Skulptur seit 1945
Group exhibition
01.05.2022 - 30.10.2022
Museum Liaunig, Neuhaus / Österreich
Die Hauptausstellung im Museum Liaunig ist heuer dem Thema Skulptur gewidmet. Gezeigt werden rund 140 österreichische und internationale Positionen aus dem Zeitraum 1950 bis jetzt. Bis auf wenige ergänzende Leihgaben stammen sie alle aus der hervorragend ausgestatteten Privatsammlung der Familie Liaunig. Da es sich hier um eine Präsentation von dreidimensionalen Objekten handelt, bei der eine Rundumansicht zweckdienlich ist, wurden die meisten Einstellwände umgelegt und so zu Podesten umfunktioniert – gleichsam als inhaltliche Verdichtungen.... An die Haupthalle angrenzende Gänge und Balkons sowie das Skulpturendepot und der Skulpturenpark des Museums sind in die Konzeption der Ausstellung integriert.
Für den gesamten Zeitraum, den die Ausstellung "Lost in Space" überspannt, kann gelten, dass man in der Skulptur nicht mehr allgemein bekannte oder heroische Gestalten nachzubilden bereit ist, sondern abstrakte Ideen oder innere Visionen in eine konkrete Form bringen möchte.
Die Begriffe Raum, Ding, Figur bzw. deren Verhältnis zueinander bestimmen diese Ausstellung. Das klassische Verständnis der Skulptur geht von jeher vom Anthropomorphen aus. Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt ein Prozess der Auflösung dieses Prinzips. Der Gegenstand wird durch die Abstraktion eliminiert, kehrt jedoch als „Ready-Made“ in anderer Form wieder zurück. Das Ding bleibt somit zwar im Spiel, bekommt aber zusätzliche Wertigkeiten. Eine Konsequenz ist die Definition des Raumes als Kategorie – wie Zeit, Energie oder Bewegung – im Gegensatz zu den die Skulptur bisher bestimmenden Kategorien wie Masse, Volumen, Schwerkraft. Der Raum war eigentlich immer ein vom Körper der Plastik getrennter Zustand. In der klassischen Raumvorstellung verhalten sich die Dinge zum Raum nach dem Prinzip der Verdrängung. Der Körper unterbricht dabei den leeren Raum. Wenn das plastische Gebilde nun den Raum verkörpern soll, muss es ein anderes Verhältnis zu ihm aufbauen. Das bedeutet mitunter, die Leere des Raumes zu erfassen und als solche in der Skulptur zu thematisieren. Damit ist die Skulptur mehr als ein Ding im Raum, sie schafft erst den Raum. Die Definition des Raumes bzw. die aktive Beziehung von Ding, Figur und Handlung zum Raum ist ein Grundanliegen der Skulptur im 20. und 21. Jahrhundert. Schatten-, Licht-, Spiegel-, Hohl- und Zwischenräume sowie Leer-, Luft-, und Scheinräume werden dabei zu bestimmenden Elementen. Der „negative Raum“ als Begriff dafür, alles scheinbar Nichtsichtbare sichtbar zu machen, beschreibt wozu die Skulptur im Lauf des 20. Jahrhunderts mehr und mehr übergegangen ist.
Die Ausstellung teilt sich in drei grundsätzliche Kapitel. Den prologischen Auftakt bildet eine Zusammensicht dieser Kapitel – Ding, Figur, Raum. In der Folge werden exemplarisch Arbeiten im Zusammenhang mit dem „Ready-Made“, dem Alltagsgegenstand oder deren Funktionsweisen diskutiert. Der Raum mit seinen höchst unterschiedlichen Formulierungen bis hin zum Licht- oder Datenraum wird hier facettenreich präsentiert. Arbeiten zu Phänomenen wie Spiegel, Schatten oder Bewegung führen weiter bis zur Architektur. Die menschliche Figur bzw. das Anthropomorphe ist in dieser Ausstellung nur mehr indirekt erfasst – Kleidung, Körperfunktionen, etc. Die klassische Moderne, die den Körper durch Abstraktion weitestgehend reduziert hat, ihn aber noch bestehen ließ, kommt in "Lost in Space" epilogisch vor – die Ahnen blicken gleichsam vom Balkon, also von außen, ins Geschehen hinein.
Der menschliche Körper hat sich im Raum aufgelöst, hat sich zunehmend als Referenz aus dem Skulpturalen verabschiedet. Es blieb der Sturz des Denkmals, die Betonung des Gegenstandes gegenüber der menschlichen Figur, die Materialisierung von Immaterialität, die Betonung des negativen Raumes.
[Quelle: https://web.archive.org/web/20230209121137/http://www.museumliaunig.at/de/ausstellungen/2022.html]
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