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Joseph KOSUTH. 'Korrektur (Uncorrected)'

Einladung: Joseph KOSUTH. 'Korrektur (Uncorrected)'. 2023

11.05.2023 - 29.07.2023

Christine König Galerie, Wien / Österreich

Beim Betreten der Ausstellung ist der erste Eindruck der von überdimensionalen Buchseiten: Vor dem Weiß des Hintergrundes heben sich Neonkonfigurationen ab, die in Serifenschrift einzelne Wörter über die sechs Flächen feinverteilen:

idea, denken, gemeinen, light, pages, subject

Jeder dieser Begriffe ist aus dem Roman "Korrektur" von Thomas Bernhard aus dem Jahr 1975 extrapoliert und erscheint in seiner semantischen Kargheit und gleichzeitig der dem Satzspiegel entsprechenden multiplikatorischen Verdichtung wie ein Zeichen, das auf sich selbst und sein Da-sein verweist.... Gerade in der Abwesenheit des Kontexts wird beim Betrachter eine Kettenreaktion vielfältiger Ein- und Umschreibungen in Gang gesetzt. Es ist, wie immer bei Joseph Kosuth, ein Prozess der multiplen Transformationen: Literatur wird zu Material wird zu Kunst wird zu philosophischer Interrogation.

Joseph Kosuths 'Korrektur (Uncorrected)' ist das letzte Modul seiner künstlerischen Trinität, die sich mit den Parerga und Paralipomena der Wiener Geistesgeschichte der letzten 120 Jahre beschäftigt. Gleichzeitig ist es ein Versuch, den kanonischen Charakter der Texte dieser Meisterdenker zu brechen, zu dekonstruieren und in der multidisziplinären Deklination perspektivisch neu zu entwerfen. Im Zusammenspiel mit den Werkgruppen zu Sigmund Freud und Ludwig Wittgenstein, die den schwarzweißen Charakter des Thomas Bernhard Raumes ins Koloristische ausweiten. "The coloured intermediary between two colours" erstrahlt in warmem Weiß, Kobaltblau, Rubinrot, Gelb, Orange, Violett und Grün.

Ein Leitsatz von Joseph Kosuth lautet, dass Künstler mit Bedeutungen arbeiten und nicht mit Form und Farbe: "Bei der Herstellung von Bedeutung (welche ebenso das Auslöschen oder die Aneignung schon bestehender Bedeutung beinhaltet) hat der Künstler die Freiheit, alles zu verwenden, was schon in der Welt vorhanden ist." In diesem Sinne ist die unkorrigierte Korrektur aus dem Gedankenraum, den Thomas Bernhard rund um das österreichische Selbst(Miß)verständnis aufgespannt hat, als Versuch einer Annäherung zu verstehen. Einer Annäherung einer Vorstellung von Kunst, die sich an einem heterotopischen Ort jenseits des Instanzenweges ansiedelt, mit dem die kulturelle Raison d'Être begründet und untermauert wird. (Thomas Miessgang, Wien 2023)


[Quelle: Einladung]

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last modified at 17.07.2023


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