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Alexander Braun. Life in the Woods

Einladung: Alexander Braun. Life in the Woods. 2006

03.09.2006 - 01.10.2006

Kunstenaarsinitiatief Paraplufabriek, Nijmegen / Nederland

"Life in the Woods" hat Alexander Braun seine Ausstellung betitelt. Ein gleichermaßen einfaches wie auch vieldeutiges und anspielungsreiches Bild. "Life in the Woods" kann die Feststellung eines Beobachters sein, der "Leben" im Wald konstatiert: Pflanzen, Tiere. "Life" in der erweiterten Bedeutung von "Lebensweise" bezieht sich dagegen eher auf eine Person, die selbst im Wald lebt. Und nicht zuletzt ist "Life in the Woods" der Untertitel von Henry David Thoreaus berühmten Buch "Walden or Life in the Woods" von 1854....

Zweieinhalb Jahre lang war Thoreau von 1845 bis 1847 in eine für 28 Dollar erbaute, primitive Holzhütte an den Walden-See in der Nähe von Concord in Massachusetts gezogen um sich im Rahmen eines Selbstexperiments Gedanken über Natur und Leben zu machen: "I went to the woods because I wished, to live deliberately, to front only the essential facts of life." Thoreau blickt in den Wald und erkennt sich selbst als freies, den gesellschaftlichen Konventionen enthobenes, weil nicht erwerbstätiges Individuum. Auch wenn Thoreau immer wieder eine kraftvolle Sprache wählt, um seine Emotionen inmitten der Natur auf Papier zu bringen, so bleibt sein Experiment vor allen Dingen eine philosophische Konstruktion.

Vor 4 Jahren hat Alexander Braun mit einer Werkreihe von Kinderportraits begonnen, die sich neben den ursprünglichen Fotografien mittlerweile auch in Videos, kleinen Gemälden und einem Künstlerbuch niedergeschlagen hat. Charakteristisch für alle diese Motive ist, dass die Kinder zusammen mit einer Skelettpuppe aus Filz auftreten. Das kunsthistorische Motiv des "Der Tod und das Mädchen" klingt an, wenngleich sich die Hierarchie bei Braun verkehrt hat: Die Kinder spielen mit dem Tod, sie domestizieren ihn als Kameraden für ihre Interessen, behalten die vollkommene Kontrolle über die Situation.

Die Kinder als Stellvertreter für Unschuld im Verständnis eines instinktiven, noch wenig sozialisierten Zugangs zum Leben, sind geblieben, das Skelett auch, aber der Wald ist als neuer metaphorischer Resonanzboden hinzugekommen und zwar in einer den Kindern durchaus vergleichbaren Rolle: der Wald, den Alexander Braun in Szene setzt, sowohl in den Gemälden, als auch in der zentralen Videoprojektion, ist Natur im Zustand unbeschränkten Wachstums, also kein Nutz-Wald, kein "Kultur"-Wald, sondern ein Natur-Wald, wie man ihn sich auch bei Thoreau 1845 vorzustellen hat. Sich für eine Momentaufnahme dieser Art von Wald zu entscheiden, bedeutet automatisch, die Gleichzeitigkeit von Werden und Vergehen zu thematisieren, von frischem Wachstum in direkter Nachbarschaft von Niedergang und Humus. Allerdings inszeniert Braun diesen existentiellen Kreislauf nicht in der pathetischen Tradition der deutschen Romantik oder mit der Emphase eines Walt Whitman oder Adalbert Stifters, sondern ganz im Gegenteil - so wie Thoreau in "Walden" - als Hintergrundfolie für ein bewusst und intellektuell kalkuliertes Experiment.

(aus: Einladung)

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last modified at 29.08.2006


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