Database > Exhibition / Event > Confluence

Confluence

Einladung: Confluence. 2014

19.09.2014 - 25.10.2014

Kunstpavillon, Innsbruck / Österreich

Lichterocker P 139 und Viola S. Pantone: 279 treffen auf Haberkorn Orange und Staedtler Rosa, Bipapink und Libro Gelb begegnen P 201 und P 377, einem Rotbraun und einem warmen Grünton.

Auf Plakat und Einladungskarte zur Ausstellung confluence von Pia Steixner und Ulrike Stubenböck geht es ganz eindeutig um Farben. Bei näherer Betrachtung werden hier zwei Systeme zusammengeführt – das vor allem in der Grafik und Druckindustrie eingesetzte „Pantone Matching System“, mit dem über 1.700 Sonderfarben definiert werden können, und ein offenbar von der Warenwelt inspiriertes, das Farben nach Schreibwarenläden, Supermärkten und Drogeriemarktketten benennt.... Pia Steixner beobachtet seit langem, wie sich alltägliche Ortsbilder allein durch die Tatsache verändern, was die Menschen mit sich tragen. Die Anzahl und die Buntheit der Plastiktüten haben zugenommen und so nennt die Künstlerin mittlerweile ein großes Archiv aus Farbkarten, die sie aus den billig industriell gefertigten Tragtaschen erstellt hat, ihr Eigen. Ulrike Stubenböck hingegen legt für ihre meist sehr umfangreichen, oft über Jahre entwickelten Bilderserien Ausgangsfarben fest, denen häufig konkrete, künstlerisch-kulturelle Inspirationsquellen wie etwa die spätbarocke Stiftsbibliothek in Admont oder das subtile, stille Farbspektrum des dänischen Malers Vilhelm Hammershøi zu Grunde liegen.
96PAVconfluence-1internet.jpg
Pia Steixner, Ulrike Stubenböck
In der Oberlichtgalerie des Kunstpavillons treffen Pia Steixners achteckige Stiftskulpturen und die Ölgemälde von Ulrike Stubenböck zusammen. Im Fokus des Konzepts der beiden Künstlerinnen steht das Thema „Farbe“, das für beide in ihren Arbeiten eine bedeutende Position einnimmt. Insbesondere die Beschäftigung mit Materialität und die Befragung des Materials an sich ist ein Aspekt, an dem sich die Arbeiten treffen. Hier setzen Pia Steixner und Ulrike Stubenböck, die sich 2011 im Zuge eines Kunst am Bau Wettbewerbs kennen gelernt haben, an und erkunden, wo sich ihre farblichen Intentionen begegnen. Sie verstehen diese Ausstellung als Dialog zwischen zwei eigenständigen Positionen, deren Grenzen immer wieder verschwinden. Verbindend dabei ist die Auseinandersetzung mit den Eigenschaften und dem Wesen des Materials als Essenz des Werkes – zum einen in der Malerei, zum anderen in der skulpturalen Arbeit.
Für die Ausstellung confluence haben sich die beiden Künstlerinnen nun seit über einem Jahr intensiv ausgetauscht, Parallelen und Gegensätze erkundet und haben punktuell auch damit experimentiert, was passiert, wenn die eine eine Farbe der anderen in ihr Werk einfließen lässt. Diese dialektische Herangehensweise an das Ausstellungsprojekt ist deutlich spürbar. Im Durchschreiten des Kunstpavillons sind unzählige Farbkombinationen auszumachen, Berührungspunkte, Übereinstimmungen, Kontraste und auch Abstoßungen. Neben den unterschiedlichen „Quellen“ der Farbigkeit differieren die Arbeiten auch sehr stark in Bezug auf Methodik und Materialität. So sind die Oberflächen bei Ulrike Stubenböck matt und die Bewegung der Hand ist in den Strukturen sichtbar. Pia Steixners Stelen hingegen sind glatt, glänzend und gänzlich ohne „Handschrift“. Das Bandmotiv ist beiden Werkgruppen gemeinsam und auch die Breiten der vertikalen Paneele variieren genauso wie die der Spatel mit denen Ulrike Stubenböck die Ölfarbe horizontal auf die Bildträger aufbringt.
Natürlich hat man in der Malerei, also zweidimensional, die Möglichkeit weite Räume (illusionistisch) darzustellen. Pia Steixner interessiert sich dafür, wie Farbe in einer räumlichen Arbeit zum Dreh- und Angelpunkt werden kann. Sich derart intensiv mit Farbe auseinanderzusetzen, ist für eine Bildhauerin nicht gerade üblich. Die Farbfliesenbilder und kleine Modelle, für die die Folien der Plastiktüten zwischen zwei Plexiglasplatten gepresst, das Ausgangsmaterial bilden, waren ein erster Schritt. Aus ihrer Tätigkeit als Restauratorin ist Pia Steixner geübt darin Farben nachzumischen und so hat sie für die einzelnen Paneele der Stiftskulpturen, die mit 2,60 m der Normhöhe von Decken im Wohnungsneubau entsprechen, die Töne der Tragtaschen in Acrylfarbe transponiert. Die 13 Stifte, mit denen sie sich seit 2010 beschäftigt und von denen die meisten für die Ausstellung umgesetzt wurden, sind somit gleichzeitig Skulpturen und Hinterglasmalereien. Im Umschreiten findet man sich in ständig veränderten Farbsituationen, jeder Schritt zeigt eine andere Komposition. Durch die Acrylglasoberfläche spiegelt sich zudem der Raum. Auch die einzelnen Stifte stehen in einem Verhältnis zueinander, hat doch jeder seinen eigenen Charakter. Es gibt signalfarbige und sehr zurückhaltende, aber auch exotische Säulen, wie jene deren kräftiges Türkisblau auf ein gefundenes Sackerl mit der Aufschrift Shanghai zurückzuführen ist. Das Plastiktütenmaterial hat durch die Massenproduktion keinen Wert mehr und auch in früheren Arbeiten hat Pia Steixner oft zu vernachlässigten, „billigen“ Materialien, wie Presspanplatten oder Werbebroschüren gegriffen und diese zu Kunstwerken transformiert.
Im Gegensatz dazu verwendet Ulrike Stubenböck hochwertige Ölfarben. In der Ochroid Series, an der sie seit 2012 arbeitet und in der auch die neuesten, eigens für die Ausstellung confluence gemalten Arbeiten entstanden sind, ist Ocker die Ausgangsfarbe bzw. das Ausgangsmaterial. Ocker – „Ochroid“ ist ein altertümlicher Name dafür – war als Malpigment bereits in der Eiszeit bekannt und wurde auch von den Griechen und Römern verwendet. Es ist somit ein seit den Anfängen von kultureller Auseinandersetzung hochaufgeladenes Malmittel, das die Künstlerin mit zwei bis vier weiteren Farben aus dem für die Bilderserie entwickelten „Katalog“ zu konzentrierten, abstrakten Gemälden komponiert, die auf den ersten Blick kontemplativ wirken, denen bei genauerer Betrachtung jedoch ein überraschendes Spannungspotenzial an Dichte und im Verhältnis der einzelnen Farben zueinander innewohnt. Ulrike Stubenböck bezeichnet Ocker als einen „eigentlich unattraktiven Farbton“, der sich aber mit jeder Farbe mischen lässt und zu erstaunlichen Ergebnissen führt. In der Mischung mit Titanweiß beispielsweise können Töne von besonders strahlendem Weiß bis zu sonnigem Gelb erzeugt werden. Ocker kommt in fast jedem Bild der Serie vor, wenn auch manchmal nur in kaum sichtbaren Spuren. Zu den Werken aus der Ochroid Series zeigt Ulrike Stubenböck Schlüsselwerke aus früheren Bildserien wie Paynes Series #166 (2006) oder Viola Series #01 (2008). Jeder Serie liegt eine Farbintention zu Grunde. Das zentrale Thema ist immer: Was passiert, wenn sich die Farben mischen? Dies geschieht bei Ulrike Stubenböck direkt auf der Leinwand und nicht auf der Palette. So erzielt sie „Ketten namenloser Farben“, die umso vielfältiger werden je hochwertiger das Pigment ist.
Confluence ist ein konzeptuell angelegtes Ausstellungsprojekt, in dem die beiden Künstlerinnen sich – wie sie es in ihrem jeweiligen Œuvre immer tun – einem Thema seriell nähern und Farbe, Materialität und das Verhältnis des Werks zum Körper und dem Raum ausloten. Zusätzlich setzen sie ihre Arbeiten in Bezug zueinander, schaffen Berührungspunkte und Kontraste. Das alles ist wohldurchdacht und die Platzierung der Bilder und Stifte im Kunstpavillon wurde mit Akribie und Präzision entwickelt. Der Auseinandersetzungsprozess war für Pia Steixner und Ulrike Stubenböck ein sehr lustvoller. Die BesucherInnen erwartet beim Durchwandern der Ausstellung ein ebensolches Seherlebnis.

[Quelle: www.kuenstlerschaft.at]

READ MORE


show all
close all
+
Participants
[4]

No result

+
Archival documents
[1]

No result

     

last modified at 10.10.2014


Art and Research Database - basis wien