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Stefania Strouza. To a certain degree sacredness is in the eye of the beholder – Act V

Einladung: Stefania Strouza. To a certain degree sacredness is in the eye of the beholder – Act V. 2

11.06.2015 - 25.07.2015

Neue Galerie, Innsbruck / Österreich

Stefania Strouzas künstlerische Praxis hat sich in den letzten Jahren zwischen Wien und Athen entwickelt. In ihren Arbeiten befasst sie sich mit politischen Räumen, ästhetischen Praxen und immanenten Ambiguitäten und adressiert Konflikte innerhalb dieser Verbindungen. Mit Hilfe unterschiedlicher Medien versucht die Künstlerin Objekte und Räume mit existierenden sozialen und kulturellen Narrativen zu verbinden und untersucht wie diese schrittweise in einen Zustand des Dialogs abstrahiert und transformiert werden können.... Sie arbeitet mit skulpturalen und strukturellen Momenten, architektonischen Konstruktionen und Inszenierungen.
Stefania Strouza hat in Athen Architektur studiert, hat einen Master in Fine Art im Bereich Art, Space and Nature am Edinburgh College of Art erworben und beendete Anfang 2015 ihr Studium der Bildhauerei, Klasse von Prof. Heimo Zobernig, an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Ihr Œuvre zeugt von einer Offenheit gegenüber unterschiedlichen Disziplinen changierend zwischen westlich bzw. östlich geprägten Vorstellungen und Bildsprachen. In ihren neuesten Werken untersucht sie das Verhältnis von modernistischem Vokabular und seiner fragmentierten historischen und subjektiven Untermauerung.

Die in Griechenland geborene Künstlerin zeigt in ihrer Einzelausstellung in der Neuen Galerie die Rauminstallation To a certain degree sacredness is in the eye of the beholder – Act V. To a certain degree… ist eine fortlaufende, sich in aufeinanderfolgenden Versionen oder Akten artikulierende Arbeit. Der Ausgangspunkt für dieses Projekt sind zwei Reisen: Die Reise bedeutender Vertreter des Modernismus 1933 nach Athen für den vierten „Congrès Internationaux d’Architecture Moderne“ (CIAM), und jene von Euripides Medea im Film von Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1969 mit Maria Callas in der Hauptrolle.
Die Reihe von internationalen Kongressen für Neues Bauen (von 1928 bis 1959) bestimmte die Städtebaudiskussionen und die Entwicklung der modernen Architektur. (vgl. Daniel Weiss, Bestandesbeschrieb CIAM, in: Website des gta Archivs / ETH Zürich, Dezember 2009, archiv.gta.arch.ethz.ch/sammlungen/ciam/informationen. (abgerufen am 09.06.2015)

Das Schiff Patris II brachte 1933 von Marseille aus etablierte Köpfe der Avantgarde – etwa Le Corbusier, László Moholy-Nagy, Otto Neurath und Fernand Léger – und junge aufstrebende Architekten nach Athen, um auf der Reise über die „Funktionale Stadt“ zu diskutieren. Die Fahrt durch die Ägäis markiert aber auch eine geographische und inhaltliche Verschiebung des Fokus der CIAM. Man wandte sich ab von der Mitte Europas und hin zur Méditerranée, zu den vernakulären Bauten der griechischen Dörfer mit ihren weißen Kuben, und den ur-architektonischen Idealen der antiken Tempel. Auch für all jene, die nicht dabei sein konnten, beschwor das weiße Schiff das Bild einer Arche, auf der die Ideen der Moderne durch die schweren Stürme der Kriegsjahre kommen konnten. (vgl. Gregor Harbusch, Kreuzfahrt der Moderne, S. 8 – 18, Baunetzwoche#395, 29.01.2015 (www.baunetz.de, 09.06.2015)) Der Kongress beeinflusste griechische KünstlerInnen der Zeit und warf gleichzeitig Fragen nach dem auf, was griechische Moderne ist.
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Foto: Stefania Strouza
36 Jahre später inszenierte der italienische Regisseur Pier Paolo Pasolini eine filmische Reise. Es ist eine freie Bearbeitung eines altgriechischen Mythos und beruht auf der literarischen Vorlage des Euripides aus dem Jahre 431 v. Chr. Im Film zeigt Pasolini unter Verwendung von Motiven des Medea-Mythos und der Argonautensage das Aufeinandertreffen zweier Kulturen. Die Unvereinbarkeit dieser Kulturen lässt die Beziehung der beiden Hauptfiguren, des pragmatisch rationalistischen Griechen Jason und der archaisch animistischen Priesterin Medea, in einer blutigen Tragödie enden. (vgl. de.wikipedia.org/wiki/Medea_%281969%29 (abgerufen am 09.06.2015))

Im Projekt To a certain degree sacredness is in the eye of the beholder setzt Stefania Strouza diese beiden Reisen – eine historische und eine filmische, eine von West nach Ost, eine von Ost nach West – in einen größeren Dialog zur griechischen Moderne. Unter Verwendung dieser Narrative als „Baumaterial“ hat die Künstlerin eine Reihe skulpturaler Inszenierungen geschaffen. Die in Zusammenhang stehenden Arbeiten lassen unterschiedliche Assoziationen zu: von modernistischem Design, primitiver Kultur von einer Gruppe hybrider Konstruktionen, die zwischen Funktionalität, Dekoration und Abstraktion pendeln, bis zu geographischer Verortungen. Diese fragilen Momente dienen als stille Wegweiser, die auf symbolische Weise das Zusammentreffen von Ost und West thematisieren, wo die Tradition der Bildsprache der Antike auf ein modernes europäisches Verständnis der Welt trifft.

Stefania Strouza inszeniert in der Neuen Galerie den 5. Akt von to a certain degree. In Act V erlangen die einzelnen Arbeiten einen vermittelnden Charakter als latente Präsenzen, schweigende Mentoren, die auf einen grundlegenden kulturellen Zwist hinzudeuten scheinen. Die Affinität von Architektur, Skulptur und Textil nutzt sie als eine Art Bühnensetting.

Im Fenster zum Gang hat die Künstlerin eine Skulptur platziert, die man wie in einem Guckkasten von außen betrachten kann. In der ersten Szene des 5. Aktes wird das Objekt aus Beton in der Miniaturbühne selbst zur architektonischen Form, das an ein Architekturmodell oder an ein Versatzstück einer griechischen Säule erinnert. Ähnliche Betonskulpturen finden sich in unterschiedlichen formalen Ausführungen in den einzelnen räumlichen Szenen der Ausstellung. Sie verweisen auf Formen, die unterstützen oder unterstützt werden, aber teilweise noch nicht fertig scheinen.

Im Eingangsbereich hängen, bevor man die weiteren Szenen betritt, eine Reihe von „Fotografien”, die Stefania Strouza in dieser Form erstmals im Rahmen einer Ausstellung präsentiert. Diese können sowohl als Einführung in das Werk der Künstlerin, als auch als Einleitung zum 5. Akt verstanden werden. Für eine frühere Arbeit „Black Athena“ hat sie von einer Miniaturstatue der griechischen Göttin Athena Tonabdrücke gefertigt, die sie scannt und auf Fotopapier druckt. Diese Serie von 3 „Fotografien“ hängt zwischen einer Reihe von Collagen, die aus Standbildern des Dokumentarfilms der CIAM Reise nach Athen von László Moholy-Nagy montiert wurden. (Video: http://www.ciam4.com/video-en/ciam-4-filmed-by-laszlo-moholy-nagy/) Screenshots werden als positives und negatives Bild verwendet, gespiegelt und ebenfalls auf Fotopapier gedruckt. Die Künstlerin hat dafür drei Aufnahmen des Films gewählt, in denen das Schiff gerade den Kanal von Korinth passiert. Stefania Strouza hat bewusst diesen Moment der Durchquerung des Kanals ausgesucht, da er auch symbolisch für den Übergang von West nach Ost steht. Die Reduktion der Bilder auf skulpturale und strukturelle Abstraktionen leitet direkt auf die Szenen in den weiteren Galerieräumen über. Die Collagen des Dokumentarfilms erinnern an die Struktur von Skeletten, die sich in den skulpturalen Elementen aus Metall wiederfinden, und die Oberflächen der Fotografien der Athena erinnern an die Haptik von Haut als Referenz zu den verwendeten textilen Materialien.

Frei im Raum stehend oder an der Wand hängend finden sich Objekte aus Metall, die in unterschiedlicher Art mit textilem Material kombiniert oder bespielt werden. Die Reihe skulpturaler Inszenierungen nimmt direkt Bezug auf die Architektur der Galerieräume. Als Ausgangspunkt für die Größe der Objekte aus Stahl verwendete die Künstlerin das Proportionsschema „Le Modulor“ von Le Corbusier. Schon Vitruv hatte auf das Vorbild der menschlichen Figur für die Architektur der Tempel hingewiesen. (vgl. Paul von Naredi-Rainer, Architektur und Harmonie. Zahl, Maß und Proportion in der Abendländischen Baukunst, Dumont, Köln, 1999, S. 84) Le Corbusiers „Modulor“ kann als der bedeutendste moderne Versuch gesehen werden der Architektur eine am Maß des Menschen orientierte mathematische Ordnung zu geben. (vgl. Paul von Naredi-Rainer, Architektur und Harmonie. Zahl, 1999, S. 101) Dieses Schema, ursprünglich auf einen Menschen mit einer Körpergröße von 1,83 m ausgerichtet, bricht Stefania Strouza auf das Maß ihres Köpers herab und setzt es ins Verhältnis zum vorgefunden Raum und den umlaufenden vorgesetzten Wänden der Galerie.
Die Künstlerin hat in ihren Arbeiten schon öfter mit unterschiedlichen Textilien experimentiert und verwendet für diese Ausstellung künstliches, bronzefarbenes Leder. Dieser Stoff hat Ähnlichkeiten in der Struktur und Haptik zur menschlichen Haut und weißt andererseits auf die Antike (z.B. das Goldene Vlies) hin. Die Stoffbahnen hat Stefania Strouza mit der Hand mit einem Muster, das an mythologische Vorlagen denken lässt, mit Acrylfarbe bedruckt. Es handelt sich um den originalen Schriftzug „Medea“ aus dem Pasolini Film.

Die Textilien werden einerseits für ein bühnenartiges Setting als Art Vorhänge verwendet. Andererseits finden sie sich als Schnittmuster für Gewänder, die für festliche Anlässe, Zeremonien oder Aufführungen verwendet werden (könnten). Trug etwa Maria Callas eines dieser Gewänder für den Medea Film? Oder die Künstlerin bei einer Performance, die schon stattfand oder noch stattfinden wird?
Im letzten Raum schließt sich die Bühne zu einem Raum im Raum als letzte Szene im 5. Akt von To a certain degree sacredness is in the eye of the beholder.

Stefania Strouza lädt die BesucherInnen im 5. Akt auf eine Reise zwischen Ost und West und zur Auseinandersetzung mit der Moderne auf beiden Seiten des Kanals von Korinth ein.

[Quelle: http://kuenstlerschaft.at/]

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last modified at 20.08.2015


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