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Korrespondenzen

25.09.2012 - 28.09.2012

Die Bäckerei – Kulturbackstube, Innsbruck / Österreich

Ein Ausstellungsprojekt von Antonia Rahofer und Stefanie Pichler

Wie nehmen Menschen migrantischer Herkunft ihr Verhältnis zu ihrer alten Heimat bzw. der Heimat ihrer Eltern wahr? Wie stellt sich dies individuell dar? Und was bleibt von persönlichen Erlebnissen bestehen, wenn diese über die subjektive Wahrnehmung durch außenstehende Personen vermittelt werden? Diese Fragen stellen sich Antonia Rahofer und Stefanie Pichler in ihrem Projekt Korrespondenzen. Die interdisziplinär zwischen Literatur und bildender Kunst angelegte Ausstellung wird am 25.... Oktober 2012 im Kulturverein Die Bäckerei eröffnet.

Den Hintergrund des Projekts bildet die literarische und künstlerische Beschäftigung mit der Geschichte der Stadt Sarajevo und seinen Bewohnern. Die Künstlerinnen begannen mit einer offenen Recherche, einer Materialsammlung an individuellen Geschichten, orientiert an den MigrantInnen im (erweiterten) persönlichen Umfeld. Die Recherche richtete sich dabei nicht nach einer spezifischen Fragestellung, sondern verstand sich vielmehr als Spurensuche: Welche Geschichten werden in Gesprächen erzählt? Was bleibt von einem Thema bestehen, wenn durch eine dritte Perspektive vermittelt, was geht verloren? Im Zentrum standen dabei vor allem junge Menschen, die Bosnien bzw. Sarajevo während der Kriegsjahre als Kinder und Jugendliche verließen oder aber bereits in Österreich geboren wurden. Die Ergebnisse sowie die persönlichen Gedanken und die teils schwierigen Anforderungen des Projekts wurden über Monate hinweg in Form eines analogen Briefwechsels festgehalten. Dieser fungiert nicht nur als zusammenfassendes Konvolut, sondern auch als Protokoll des Arbeitsprozesses. Während die Künstlerinnen eingangs die Frage nach der adäquaten Kontaktaufnahme diskutierten, kreiste die Frage alsbald um die Legitimierung einer solchen: Darf reines Interesse, abseits persönlicher Erlebnisse während des Krieges und ohne wissenschaftlichen Auftrag, überhaupt Grund für solch ein Projekt sein?

Zu den Personen:
Der Briefwechsel der Künstlerinnen, handgeschrieben und mit Objekte und Zeichnungen individuell ausgeschmückt, bildet den Subtext der Präsentation. Die konzeptionelle Herangehensweise an das übergeordnete Thema „Migration“ findet in der Ausstellung in interdisziplinärer Weise ihren Ausdruck: Antonia Rahofer nimmt das Textkonvolut als Ausgangspunkt für eine dialogische Befragungssituation zwischen zwei Suchenden, die in Form einer Audioinstallation wiedergegeben wird. Wie in der griechischen Tragödie dienen die beiden Figuren als moralische Instanz und begleiten beziehungsweise kontrollieren die Handlung. Der fragmentierte Austausch von Gedanken, Ideen, Fragestellungen, Erinnerungen und banalen Notizen wird zur verdichteten Form des Arbeitsprozesses und wirkt in seiner konzeptionellen Form als Erzählung ebenso wie als literarische Miniatur.

Stefanie Pichler baut mit ihren Fortune Tellers – kleine, in Origami-Technik gefaltete Papierobjekte – dichte Papiernester, die in Form eines Setzkasten-Systems an den Wänden der Bäckerei installiert sind. Zwischen den Fortune Tellers finden sich die handschriftlichen Briefe, aber auch kleine Zeichnungen und Objekte, die den vorangegangenen Arbeitsprozess des Projekts visualisieren. Auf dem Papier der Fortune Tellers ist der Briefwechsel zwischen den beiden Künstlerinnen abgedruckt, in gefalteter Form sind nur mehr Ausschnitte davon erkennbar. „Die kurzen Begegnungen, die wir mit unterschiedlichsten Menschen hatten, waren bruchstückhaft. Die Interviewsituation kennt das davor und danach nicht. So ist es immer nur ein Ausschnitt einer Geschichte, ein Fragment einer Sicht, die wir erfahren“, sagt Pichler. Jedes einzelne Papierobjekt kann demnach als individuelles Ereignis, als individuelles Schicksal gelesen werden. Indem die Objekte miteinander verbunden sind, werden die einzelnen Geschichten zu einem kollektiven Ganzen. Die naturgemäß rückwärtsgewandte Recherche wird mit den Fortune Tellers in die Zukunft verlegt: Wie werden die persönlichen Geschichten weitergehen?

[Quelle: http://www.diebaeckerei.at/]

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last modified at 07.12.2015


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