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MAD IN AUSTRIA

Einladung: MAD IN AUSTRIA. 2015

25.09.2015 - 24.10.2015

KONZETT, Wien / Österreich, Graz / Österreich

Der Ausstellungstitel „Mad in Austria“ ist nicht etwa die Folge eines Schreibfehlers. Die Auslassung des „e“ bringt eine zusätzliche, psychologische Komponente in einen Kontext, der normalerweise mit einer Herkunfts- und Qualitätsbezeichnung assoziiert wird. Das englische Wort „mad“ bezeichnet einen mentalen Grenzzustand und beinhaltet ein reiches Spektrum an Synonymen: in der deutschen Übersetzung von „narrisch“ über wild bis zornig, frustriert und verrückt. „Mad in Austria“ rekurriert auf die Interaktion Künstler/Werk/Rezipient/Tradition.... Oder vereinfacht in Frageform ausgedrückt: Wie gehen Künstler mit Österreich um? Wie geht Österreich mit seinen Künstlern um? Anhand des Mediums Skulptur soll untersucht werden ob es so etwas wie einen Österreich-spezifischen künstlerischen Zugang gibt, wenn ja, wie sich die Würdigung desselben in Österreich Ausdruck verschafft. Letztere soll ein kurzer Hinweis auf Rezeptionsstrategien, die Kunst von Franz West und Hofstetter Kurt betreffend, beantworten.
In den Skulpturen von Franz West findet sich ein deutlicher Bezug zur österreichischen und der eigenen Lebensweise in den Passstücken, Labstücken und Maulschellen (Watschn). Dieser trug wesentlich dazu bei, dass in Berichten über die frühen Jahre Hinweise auf die Rolle des Künstlers als Mitglied der auch ‚Doppler-Anarchie’ genannten Kunstszene um 1970 dominieren. „Wests Durchbruch kam erst, als ihn der Kurator Kasper König Anfang der 1980er in Deutschland und der Schweiz als Erneuerer der Skulptur würdigte. Ausländische Sammler korrigierten das Image vom Säufer, der seine Grafiken gegen eine Flasche Obstler eintauschte.“ (Matthias Dusini, Falter 31/2012)
Seit den 1990er Jahren positioniert Hofstetter Kurt Medienkunstobjekte als permanente Installationen im öffentlichen Raum. Eine seiner wohl bekanntesten befand sich im ehemaligen Südbahnhof in Wien. „Einen Augenblick Zeit“, das Auge mit digitaler Zeitangabe, hing zentral in der Kassenhalle und begleitete die Besucher bis hinauf zu den Bahnsteigen der Südbahn. Das Werk kannte jeder, den Schöpfer nur wenige. Jenes sollte eigentlich in den neuen Hauptbahnhof übernommen werden. Heute ist es im ZKM in Karlsruhe, wo es laut Peter Weibel auch bleiben wird, denn „Es ist gute österreichische Tradition, was einmal im Exil ist, das bleibt im Exil“. Heuer wird Hofstetter Kurt der österreichische Staatspreis, der „Outstanding Artist Award für Interdisziplinarität“ verliehen. Wir finden, es ist wirklich höchste Zeit.
Franz West arbeitete häufig in Kooperation mit anderen Künstlern, wie Heimo Zobernig, Rudolf Polanzsky, Richard Hoeck, Heidulf Gerngross, Roland Kollnitz oder Andreas Reiter Raabe. 2012 installierten Gerngross und West in der Raalgasse in Wien eine rund sechs Meter hohe Betonsäule, auf deren Spitze ein Ei lag, das den spiegelverkehrten Schriftzug "Gerngross" trug. Dieser sei deshalb spiegelverkehrt, damit "ein Küken, das sich noch im Inneren befindet, den Namen richtig lesen kann. Es sei ein Symbol für den Städtebau, da auch "eine Stadt von innen heraus wachsen soll", so Gerngross.
Wie Franz West vertritt Rudolf Polanszky eine künstlerische Position, die ihre Wurzeln in der kurzfristigen „Skulpturenphase“ des Wiener Aktionismus hat, der die Bezeichnung „Mad(e) in Austria“ nun wirklich verdient. Für Otto Muehl beispielsweise markierten Materialbilder und Gerümpelskulpturen den Übergang zum menschlichen Körper als künstlerischem Werkstoff. Beginnend mit den Reconstructions arbeitet Polanszky ab den 1990er-Jahren vornehmlich mit streng ausgewählten Abfallmaterialien, die er zunächst in Wandobjekten und später auch in raumgreifend skulpturaler Form zu neuen Strukturen zusammenfügt.
Materialqualitäten stehen auch bei Roland Kollnitz, Heimo Zobernig oder Erwin Wurm im Vordergrund. Die Skulpturen von Roland Kollnitz entstehen nach den Vorgaben, die er im Material interpretiert. Heimo Zobernig bevorzugt die ephemeren Stoffe Pappe, Sperrholz oder Styropor. Er begreift Kunst als ein Kommunikationssystem, in dem es nicht um die Produktion von Werken und letzten Wahrheiten geht, sondern um die gesellschaftlichen Verhältnisse zwischen Menschen und Dingen. Bei Erwin Wurm kann alles zur Skulptur werden: Alltagsobjekte wie Autos, Häuser oder Gemüse ebenso wie Körperlichkeit, Handlungen und Umwelt des Menschen.
Richard Hoeck schafft mit seinen Installationen gleichzeitig die Möglichkeit der Identifikation und der Entfremdung von BetrachterInnen und Werk, indem er gewohnte Perspektiven buchstäblich aus dem Lot kippt. Aktuelles Thema: postorgastische, unfreiwillige Schrumpfungsprozesse.
Der Skulpturenbegriff von Bruno Gironcoli unterscheidet sich grundlegend von den anderen ausgestellten Positionen. Als „Fluchträume und Tagträume“, wie er sie bezeichnet, verbinden seine Arrangements tiefenpsychologische Qualitäten mit surrealen Ausdrucksformen. „Apparate der Entblößung und Verblüffung, fremdartige Formationen, Traumwelten bösartiger beweglicher Fehlkonstruktionen", nannte Peter Noever Gironcolis Weltzustandsbeschreibungen.
Gelitin, Mit Jai Inn, Andreas Reiter Raabe und Albert Mayr vertreten gewissermaßen die nachfolgende Generation. Das Kollektiv Gelitin agiert in guter Wiener Aktionismus-Tradition, indem es orgiastisch und einfallsreich Tabus und gesellschaftliche Konventionen bricht. Höhepunkte der aufwändigen Projekte, die Installation und Rockkonzert, Film und Performance, Aktion und Happening, Deejaying und Ekstase verbinden, sind oft mehrtägige Inszenierungen mit gewünschter Publikums Interaktion.
Mit Jai Inn stammt aus Thailand und ist der „Special Guest“ dieser Ausstellung. Er überschreitet mit seinen Skulpturen die Grenze zur Malerei. Ähnliche Ansatzpunkte finden sich auch bei Andreas Reiter Raabe: Er entfremdet und zerstört das Basismaterial, wie beispielsweise Röhren, um es gänzlich neu zu organisieren. Aneinander und übereinander gefügt entstehen rhythmische, dynamische Elemente, die unterschiedliche Raumachsen in sich integrieren. Erst in diesen findet er das ideale Material für eine erweiterte, dreidimensionale Malerei.
Albert Mayr’s raumgreifende, bühnenartige Installationen verweisen auf seine Parallelkarriere als Musiker Jonny Hawaii. Ausgangsmaterialien sind elektronische Abfallprodukte, wie Computer, Kameras, aber auch Musikinstrumente und Möbel, die er zu neuen Funktionseinheiten zusammenfügt. AR
[Quelle: http://www.artkonzett.com/]

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