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Johann Peter Krafft. Maler eines neuen Österreich

25.02.2016 - 25.06.2016

Belvedere, Wien / Österreich

Schon zu Lebzeiten war er ein hochgeschätzter Porträtist, machte sich mit monumentalen Historiengemälden einen Namen und wurde schließlich Direktor der damals im Oberen Belvedere beheimateten kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien: Johann Peter Krafft (1780 –1856). Kraffts Arbeiten zeugen nicht nur von seiner internationalen Schulung und seinem vielseitigen Talent, sondern geben Einblick in das gesellschaftliche und politische Geschehen einer ganzen Epoche. Diesem Hauptmeister des Klassizismus und Vorbereiter des Realismus in Österreich ist die Ausstellung Johann Peter Krafft – Maler eines neuen Österreich vom 25.... Februar bis 5. Juni 2016 in der Orangerie des Unteren Belvedere gewidmet. Dabei wird ein künstlerischer Bogen von seinen Lehrjahren in Paris über die Porträtmalerei bis hin zur Historienmalerei mit Schlachtenszenen und monumentalen Bildern wie Abschied des Landwehrmannes und Heimkehr des Landwehrmannes gespannt. Die Ausstellung wirft darüber hinaus einen Blick in das Atelier des Künstlers: Exemplarisch wird gezeigt, wie Krafft ein Gemälde durch Zeichnungen, Detailstudien und Ölskizzen vorbereitete, bevor er es im Großen ausführte. Darüber hinaus tritt er uns als Familienvater und als Direktor der kaiserlichen Gemäldegalerie entgegen, wobei ein Streiflicht auch auf seine künstlerisch begabte Tochter Marie Krafft fällt.

Geboren in Hanau bei Frankfurt am Main, besuchte Johann Peter Krafft die seinerzeit berühmte Zeichenakademie seiner Geburtsstadt, bevor er 1799 an die Wiener Akademie der bildenden Künste wechselte. Prägend war für den jungen Künstler ein zweijähriger Studienaufenthalt ab 1802 in Paris. Hier besuchte er den Louvre und Künstlerateliers, darunter auch jene von Jacques-Louis David und François Gerard, die ihn in seiner Kunst nachhaltig beeinflussten. Krafft etablierte sich daraufhin als Porträtmaler in Wien, wobei er das gesamte Spektrum vom bürgerlichen Standesporträt bis hin zum Kaiserbildnis bediente. Parallel befasste er sich mit der Historienmalerei, in der ihm mit Erzherzog Karl mit der Fahne des Regiments Zach in der Schlacht bei Aspern von 1811/12 ein erster Erfolg gelang. Anfangs eng an französische Vorbilder angelehnt, begann Krafft sich spätestens mit Der Abschied des Landwehrmannes von 1813 von diesen zu lösen. Das Thema, vor allem jedoch die lebensgroße Darstellung von einfachen Bürgern machten dieses Werk zu einem Propagandabild par excellence, mit dem Krafft endgültig der Durchbruch gelang. Kein anderer Wiener Künstler schien danach geschickt genug, den österreichischen Sieg über Napoleon in der Schlacht bei Aspern und die Völkerschlacht bei Leipzig in monumentalen Gemälden darzustellen. Gerade diese Bilder waren es dann auch, mit denen Krafft zum Neuerer wurde. Unübertroffen ist die naturgetreue Behandlung von Details, die Krafft zu einem Vorreiter des Realismus werden ließ. Hinzu kommt die Vorbereitung durch mehrere Dutzend Porträtzeichnungen, die das Gemälde zudem zu einem bedeutenden Zeitdokument machen. Über eine Medienstation in der Ausstellung werden diese Zeichnungen, die im Besitz des Belvedere sind, präsentiert, sie bieten einen spannenden Einblick in die künstlerische Entwicklung von Johann Peter Krafft.
Ganz anders als in der Schlachtenmalerei zeigt Krafft sich dann in seinen Bildern mit Szenen aus dem Leben Kaiser Franz’ I., in den wandgroßen Bildern im Audienztrakt der Wiener Hofburg wie im kleinen Format. In Werken wie Kaiser Franz I. folgt dem Sarg eines Armen oder Kaiser Franz I. setzt einen Mann auf dem Laxenburger Teich über herrscht Anekdotisches vor. Der Kaiser gibt sich bescheiden-„biedermeierlich“, volksnah und volkstümlich, Unmissverständlich ist aber auch der Hinweis auf die Pietas Austriaca, die Frömmigkeit des Hauses Habsburg, gegeben. Auch in diesen kleinen, für den privaten Bereich geschaffenen Bildern verstand Krafft es, vermeintlich banale Begebenheiten des Alltags mit einer politischen Aussage zu verbinden. Am Anfang stand Der Abschied des Landwehrmannes, mit dem Krafft nicht nur eines der populärsten Bilder aus der Zeit der Befreiungskriege schuf, sondern auch zu einem Begründer der Wiener Genremalerei der Biedermeierzeit wurde.

Neben seiner Tätigkeit als Maler war Krafft auch kunstpolitisch aktiv. Als Korrektor im Fach der Historienmalerei an der Wiener Akademie ab 1823 wurde er zum Lehrer so unterschiedlicher Künstlerpersönlichkeiten wie Josef Danhauser, Friedrich von Amerling und Michael Neder. 1829 folgte die Ernennung durch Franz I. zum Direktor der kaiserlichen Gemäldegalerie und zum Schlosshauptmann des Belvedere. Die neuen, vielschichtigen Aufgaben ließen Krafft besonders in den späteren Jahren kaum mehr Zeit zum Malen. Als Dienstwohnung bezog er mit seiner Familie Räumlichkeiten im südöstlich des Oberen Belvedere gelegenen sogenannten Kustodentrakt. Krafft war nun für die Instandhaltung bzw. Instandsetzung der Bauten und des Gartens zuständig, für die Restaurierung von Gemälden wie auch für die Erwerbung von Werken zeitgenössischer Künstler, die bis heute vom künstlerischen Reichtum der damaligen Zeit zeugen.
Restaurierungsarbeiten an Die Heimkehr des Landwehrmannes

Als im Frühjahr 2015 feststand, dass Johann Peter Kraffts Gemälde Die Heimkehr des Landwehrmannes in der Ausstellung zu sehen sein wird, wurde bei der Zustandsüberprüfung festgestellt, dass das 11 m² große Gemälde nicht präsentabel war: Der Firnis war vergilbt, fleckig und stark verschmutzt. Alte Kittungen und Übermalungen hatten sich farblich verändert und hoben sich optisch auffällig von der originalen Malerei ab. Bei früheren Restaurierungsarbeiten war das Gemälde doubliert worden, was bedeutet, dass auf die Rückseite der originalen Leinwand ganzflächig eine zweite Leinwand als Verstärkung geklebt worden war. Diese Klebung der zweiten Leinwand hatte sich jedoch an einigen Stellen gelöst und Beulen in der originalen Leinwand verursacht. Der verstaubte Zierrahmen war in den Gehrungen gebrochen, zahlreiche Teile der Goldfassung waren angestoßen, abgerieben oder verloren gegangen. Daher wurde beschlossen, das für die Ausstellung so wichtige Gemälde im Großbilderdepot des Belvedere zu restaurieren. Vier Gemälderestauratoren und eine Rahmenrestauratorin begannen umgehend mit den Arbeiten im Depot, das so zur temporären Restaurierungswerkstatt des Belvedere wurde. Weihnachten 2015 konnte die Restaurierung von Die Heimkehr des Landwehrmannes abgeschlossen werden. Nach angemessener Trocknungszeit wird das Gemälde wieder gefirnisst und eingerahmt, um dann direkt in die Orangerie des Unteren Belvedere transportiert zu werden, wo es ab 25. Februar 2016 zu sehen sein wird.

Die Restaurierwerkstätten befinden sich seit 1993 in den eigens dafür konzipierten Räumlichkeiten in Nebengebäuden des Unteren Belvedere. Die Aufgabe der Abteilung für Konservierung und Restaurierung ist in erster Linie die Erhaltung von Kunst und Kulturgut aus der Sammlung des Belvedere. Dazu zählen nicht nur die Restaurierung, sondern auch die kunsttechnologische Erforschung von historisch oder künstlerisch bedeutenden Werken, die Entwicklung von präventiven und langfristigen Erhaltungsstrategien sowie die Sammlungs- und Ausstellungsbetreuung. Wichtig sind dabei ein reflektierter Umgang und das Einbeziehen ethischer Kriterien, um den Erhalt der wertvollen Originale zu sichern. Die Restaurierwerkstätten umfassen die Abteilungen Gemälde inklusive Spritzkammer und Chemikalienlager, Rahmen mit Vergolderwerkstatt, Papier mit Montagewerkstatt, Foto- und Packraum, ein eigenes Zwischendepot und Büros. 2015 wurden in der Restaurierungswerkstatt ca. 200 Gemälde konserviert bzw. restauriert.

[Quelle: www.belvedere.at]

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