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Arnulf Rainer. Early Works

29.07.2016 - 27.08.2016

Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg [Villa Kast], Salzburg / Österreich

Die Galerie Thaddaeus Ropac Salzburg widmet dem Frühwerk von Arnulf Rainer eine umfangreiche Einzelausstellung. Im Zentrum stehen die weniger bekannten Werkblöcke der Roten Übermalungen und Proportionen.

Arnulf Rainer gilt als Pionier des österreichischen Informel. Vom surrealistischen Prinzip der Écriture Automatique beeinflusst, entwickelt er in den 1950er Jahren seine obsessiven Übermalungen zwischen »Aggression und Therapie, Zerstörung und Korrektur« (Hans-Jürgen Hafner, 2016).

Rainer selbst hat die Übermalungen, die in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre entstehen, als dialektische Reaktion auf die vorangegangenen Proportionen (1953/54) bezeichnet, die ihrerseits wiederum als Antithese zu den frühen figurativen Zeichnungen, den Kritzelexpressionen und Blindzeichnungen der Jahre 1949 bis 1952 zu sehen seien.... »Es ist der Sinn meiner Arbeit, alles das vom Werk zu distanzieren, was nicht unmittelbares Ordnen der funktionalen Mittel ist; auf jede Subjektivität und Phantasie zu verzichten. Diese Arbeit ist kalt, nüchtern und konzentriert auf die Gleichgewichtigkeit der Form. Nur von dort aus ist die Betrachtung möglich«, schreibt Rainer 1953 über die Proportionen, die 1954 erstmals in der unter der Leitung des Bildhauers Fritz Wotruba stehenden Galerie Würthle in Wien gezeigt wurden.

»Rainers Proportionsstudien lassen sich als so etwas wie ein Exerzitium deuten, bei dem er sich genau das verbietet, was ihm am schwersten fällt. An die Stelle der bis dahin alles dominierenden Linie tritt nun ein Nebeneinander farbiger geometrischer Flächen. Die einzelnen Flächen sind entweder collagiert oder jeweils in einer Farbe ausgemalt, wobei Spuren der Pinselführung sichtbar bleiben« (Andreas Hapkemeyer, 2015). Rainer selbst hat diese Exerzitien als Gleichgewichtsprüfungen bezeichnet. Die Proportionsarbeiten sind für die Entstehungsgeschichte der Übermalungen immens wichtig. Die Übermalungen verbinden zwei Aspekte, die in Rainers Werkentwicklung paradigmatisch sind: »In ihnen finden die Motorik der frühen Zeichnungen und die beruhigten Farbflächen der Proportionsbilder zueinander und bilden eine neue Ebene künstlerischer Tätigkeit« (Andreas Hapkemeyer, 2015).

In einem Interview mit Peter Weibel bemerkt Arnulf Rainer 1972 zu seinen Übermalungen: Sie »ergaben sich aus der Anhäufung von 20.000 Durchstreichungsgesten. Diese Zumalungen waren für mich eine persönliche Definition über den Endpunkt der Tafelmalerei. Parallel dazu praktizierte ich den Übergang vom Strich, der ein kleiner zweidimensionaler gestischer Akt ist, zur Gestik in natura«. Ein Jahr später, 1973, schreibt Rainer, dass er die künstlerische Arbeit in erster Linie als Selbstgespräch betreibe. »Wie sich etwa der Traum im Tiefschlaf fortsetzt, so ist die Übermalung die Entwicklung dieses Selbstgesprächs in ein Schweigen. Ein kommunizierbares, denn sonst würden mir andere nicht vor allem jene Bilder entreißen, welche ich aus reiner Selbstkommunikation schaffe, und von denen ich hoffe, sie eines Tages zum Ausdruck einer gänzlichen Ruhe führen zu können, eben jenes Tiefschlafes oder pränataler Geborgenheit oder ewigen Friedens oder wie immer man das nennt. Je bedeckter das Bild, umso schwieriger ist jeder weitere Schritt bis zur völligen Geschlossenheit.«

»Es beeindruckt an Rainer, wie unkonventionell und vor allem in welchem Tempo er den Raum des malerisch Möglichen durchmisst und ihn sich entlang lokaler Tradition und Anschluss an die internationale Moderne, Antiakademismus und Outsidertum, Bildzeichen und Malakt, Konzeptualisierung und Phänomenologie, Surrealismus und Abstraktion neu einteilt« (Hans-Jürgen Hafner, 2016).

Die Ausstellung Arnulf Rainer, Early Works 1950-60 ermöglicht einen beeindruckenden Einblick in das Frühwerk des Künstlers, in dem das Spannungsverhältnis von Surrealismus, amerikanischem Minimalismus, Abstraktem Expressionismus und Europäischem Informel seinen Höhepunkt findet. Rainers Zeitgenossenschaft zu Hans Hartung, Clyfford Still, Barnett Newman, Willem de Kooning sowie seine Vorläuferrolle für Künstler wie Blinky Palermo, Günther Förg, Imi Knoebel und viele mehr, wird in dieser Ausstellung evident.

Arnulf Rainer wurde 1929 in Baden bei Wien geboren und lebt und arbeitet in Wien, Oberösterreich, Niederbayern und auf Teneriffa.

[Quelle: www.ropac.net]

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last modified at 02.08.2016


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