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SCHWABFleisch

12.05.1996 - 16.06.1996

Neue Galerie Graz, Graz / Österreich

Die Ausstellung SCHWABFleisch stellte Werner Schwab als bildenden Künstler vor und zwar mit Rekonstruktionen seiner in den 80er Jahren entstandenen sogenannten "Verwesenden Plastik".
Seine künstlerische Auseinandersetzung mit Skeletten, Kadavern, Gedärmen, Innereien, Knochen und Prozessen der Verwesung ist als begleitender visueller Code für die "eigentliche" Arbeit von Schwab zu lesen, als bildnerischer Anteil seines literarischen Werks. Schwabs Theater ist ein anatomisches Theater. In seinen Stücken sehen wir die Anatomie unserer Kultur als Aufschneiden der Kultur.... Er seziert auf der Bühne den Kadaver der bürgerlichen Gesellschaft. Er zeigt nicht den Menschen an sich, er zeigt den Bürger als grausames Vieh, er zeigt das Subjekt als Beamten und den Beamten als Bestie, er zeigt den blutigen Terror als Ordnung des gebildeten Bürgertums und die Greuel des Krieges als Folge der Exklusions-Strategien der sozialen Systeme. Er schneidet den sozialen Körper auf, er liefert Gruppenbildnisse, Standesporträts, er zeigt die Gesellschaft als geöffnete Leiche.
Seine Skulpturen mit Knochen, mit Fleisch, mit Tierköpfen, sind der bildnerische Ausdruck der umfassenderen Anatomie der Gesellschaft, die er in seinen Theaterstücken leistet. Schwab verwendet Kadaver als Skulpturen, er schneidet die Skulpturen auf, um die Kultur aufzuschneiden. Damit dieser Zusammenhang niemandem entgeht, nämlich daß es Schwab nicht um das Fleisch des Leibes, sondern um das Fleisch des Gesellschaftskörpers geht, montiert er Texte aus den Massenmedien, aus der Textproduktion der Gesellschaft selbst, auf das Fleisch. Das ist ein wichtiger Aspekt, ein Schlüssel zur De-Codierung dieser Werke, denn erst dadurch werden die Skulpturen zum Schauplatz der Begegnung von Natur (Fleisch) und Kultur (Text). Erst die Text-Zitate, Text-Montagen, geplündert vom Plunder der Zivilisation, zeigen, woher der Leichengeruch und der Pesthauch eigentlich wehen, nämlich von der "societé morte". Durch die Texte werden die Verwesungsskulpturen mehr als bloße Schaustellungen von Naturprozessen, sondern im Gegenteil von Sozialprozessen, zum Symptom der Chronik eines angekündigten sozialen Todes. Die Schwabschen Skulpturen sind also Fleischstücke mit Text, so wie Schwabs Theater Textstücke mit Fleisch sind. Im Verschnitt von beidem, von Sprache und Fleisch, gelingt es Schwab, die Gesellschaft aufzuschneiden. Bei Schwab ist der Todestrieb nicht der Natur zugeordnet, sondern der Kultur. Bei der Begegnung von Fleisch und Sprache, von Natur und Zivilation, ist der Aggressor und die Dekonstruktion auf Seiten der Sprache.
Schwabs bildnerisches Werk ist also nicht zu marginalisieren, sondern gibt uns, da es aus der gleichen Quelle stammt, enorm hilfreiche und wertvolle Hinweise auf die Schwabsche Methode.

[Quelle: www.neuegalerie.at]

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