Anna Kolodziejska. Beweisstücke

11.03.2016 - 16.04.2016

Galerie Bernd Kugler, Innsbruck / Österreich

ICH WAR HIER. Ein beliebter Spruch; eingeritzt in Bäume, Denkmäler, Brücken und Toilettentüren, der von der eigenen Existenz und der Anwesenheit am besagten Ort Zeugnis geben soll. Ein Satz, unglaublich ehrlich in seiner Simplizität, zeugt er doch von dem unbändigen Verlangen eines Menschen, eine Spur seines Seins zu hinterlassen. Wir kommen ohne Besitz auf die Welt, doch werden uns schon unmittelbar nach der Geburt Dinge zugewiesen, geschenkt, vermacht. Wirerschaffen, sammeln, kaufen, tauschen, verlieren und hinterlassen bei unserem Tod eine mehr oder weniger große Menge an Sachen und Besitztümern.... Und so werden auch diese Dinge zu Beweisstücken unseres Daseins.

Die Ausstellung von Anna Kolodziejska trägt den Titel BEWEISSTÜCKE. Zu sehen sind gerahmte Fotos kleiner, stiller Arrangements, meist vor weißem Hintergrund. Es sind banale Alltagsdinge, vergessene und verlorene Sachen, Kleidungsstücke, sorgfältig ausgewählt und mit Bedacht in Szene gesetzt. Und obwohl sie zum Teil an Dokumentationsfotos einer realen Ausstellung erinnern, so existieren diese Objekte ausschließlich in dem abgeschlossenen, exakt definierten Raum der Fotografie. Sie lassen sich weder anfassen, noch aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Sie müssen nicht an die Gegebenheiten eines Ausstellungsraums angepasst werden, denn der Bezugsraum bleibt immer gleich. In Anna Kolodziejska‘s Arbeiten spürt man stets eine große Empathie gegenüber den Dingen, ihrer Geschichte, ihrer manchmal verborgenen Schönheit und somit auch gegenüber dem Menschen, welcher in diesen Gegenständen stets präsent ist. Es sind Beweisstücke einer künstlerischen Handlung, einer Entscheidung und eines spezifischen Blicks auf die Welt.

Und so müsste der Satz bei Anna Kolodziejska lauten: ICH WAR HIER UND SAH.

I WAS HERE. A popular adage; carved in trees, monuments, bridges and bathroom doors, meant to bear testimony that one existed and was present at a place. A phrase so incredibly honest in its simplicity, yet it provides evidence of our boundless desire to leave a trace of ourselves. We are born with no possessions, yet straight after our birth things are allocated to us, we receive them as presents, we inherit them. We create, collect, buy, swap, and lose things and when we die, we leave a larger or smaller amount of objects and possessions behind. These things then, too, become proof of our existence.

Anna Kolodziejska’s exhibition is titled BEWEISSTÜCKE – PIECES OF EVIDENCE. It shows framed photographs of small, still arrangements, mostly against a white background; trivial everyday items, forgotten and lost property, pieces of clothing, carefully selected and thoughtfully staged. And even though, to some extent, they are reminiscent of documentary photographs of a real exhibition, these objects only exist in the isolated, clearly defined photographic space. They can neither be touched, nor viewed from different angles. There is no need to adapt them to the circumstances in the showroom, as the reference area never changes. Anna Kolodziejska’s work conveys great empathy for the items, their history, their sometimes concealed beauty, and as such, also empathy for the person, who is always present in these items. They are pieces of evidence of an artistic act, a deliberate decision and a specific view of the world.
For Anna Kolodziejska, thus, the adage would have to be: I WAS HERE AND I SAW.

[Quelle: Einladung]