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BLACK MAGIC

12.01.2017 - 04.03.2017

Christine König Galerie, Wien / Österreich

BLACK MAGIC, der Titel der Ausstellung, referenziert zum einen auf den Namen der bekannten, flu¨ssigen Fotoemulsion, die das dauerhafte Auftragen lichtempfindlicher fotografischer Schichten auf nahezu jede Oberfla¨che ermo¨glicht. Doch es geht um mehr: um die Vorstellung der alchemistischen Verwandlung eines banalen Materials in ein illuminiertes Zauberding, das die Scho¨pferkraft von der Apparatur emanzipiert und gleichzeitig die Hervorbringungen des Universums der technischen Bilder zu Inskriptionsfla¨chen des eigenen Wahns und des eigenen Sinnes macht....

Die Fotografie wird im Allgemeinen als apparative Kunst gesehen: Zwischen die Wirklichkeit, die repra¨sentiert werden soll und den gestaltenden Willen des Fotografen, schiebt sich die Kamera als magisches Instrument, das durch die Belichtung fotochemischen Papiers und im Zusammenspiel mit Atelier und Fotolabor ein durch Kadrage und Lichtsituation definiertes Bild dessen, was der Fall ist, liefert. Es geht somit um eine medial vermittelte Kulturtechnik, welche die Realisierung einer ku¨nstlerischen Vision in einem symbiotischen Zusammenschluss von Mensch und Maschine ermo¨glichen soll. Damit aber wird jener Authentizita¨tsmythos untergraben, der dem Ku¨nstler eine entelechetische Kraft zuschreibt, die auf unmittelbare Entfaltung jenseits der Beschra¨nkungen des Heidegger'schen 'Gestells' dra¨ngt. „Der Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen“, schrieb Max Dauthendey in seinem Aufsatz 'Des Teufels Ku¨nste' und "Gottes Bild kann durch keine menschliche Maschine festgehalten werden.“ Es mag mit diesem technophoben Thread zusammenha¨ngen, dass es, spa¨testens seit den Fotogrammen von Man Ray und Laszlo Moholy-Nagy, auch eine langja¨hrige Avantgarde-Tradition der kameralosen Fotografie gibt: Direkte Einschreibungen in das Filmmaterial durch Ritzungen, Mehrfach-U¨berblendungen und Belichtungseffekte, die das im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit preka¨r gewordene Original auf andere Weise wiedererstehen lassen. Die acht Ku¨nstlerinnen und Ku¨nstler, die in der Ausstellung BLACK MAGIC vertreten sind, na¨hern sich der kameralosen A¨sthetik auf jeweils individuelle Weise:

WALEAD BESHTY’s Fotoserie 'Six-Sided Picture' erscheint auf den ersten Blick wie eine Reihe abstrakter Gema¨lde. Die Arbeiten entstanden jedoch, indem lichtempfindliches und unterschiedlich gefaltetes Papier dem Sonnenlicht ausgesetzt wurde. „Das Material ist gleichermaßen Referent und Objekt, Negativ wie dessen Tra¨germaterial.“

Bei den Werken von MARTA DJOURINA handelt es sich meist um Direktbelichtungsverfahren und Lichtzeichnungen, bei denen sie manchmal auch auf kameraa¨hnliche Instrumente zuru¨ckgreift. Ihre Serie 'Sol' nutzt die Sonne als Belichtungsquelle, die gebu¨ndelt durch eine Lupe sich im wahrsten Sinne des Wortes in das Papier einbrennt.

RENATO LEOTTA nutzt hingegen das schwache Licht des Mondes fu¨r seine Langzeitbelichtungen. Durch den Verzo¨gerungsfaktor wird nicht nur eine Wasserbewegung abgebildet, vielmehr kommt es zu U¨berlagerungen. Nicht nur das Motiv, sondern auch das Vergehen der Zeit werden in den abstrakten Figurationen abgebildet. ? ?GWENNETH BOELENs Arbeit 'Housing' geht zuru¨ck zum Ursprung der Fotografie. Die Kassette ist eine Vergro¨ßerung der Hu¨lle, die gewo¨hnlich verwendet wird, um Daguerreotypen aufzubewahren: eines der fru¨hesten fotografischen Verfahren, erfunden von Daguerre in den 1830er Jahren. Die Kupferplatte, die normalerweise als Bildtra¨ger fungiert, wird vom Rahmen abgehoben und zur Seite gelegt. Der Beha¨lter wird zu einem Container fu¨r Ideen, mit dem diese dauerhaft versiegelt werden ko¨nnen.

BARBARA HAINZ untersucht in Ihren Arbeiten das Verha¨ltnis von Fotografie und Erinnerung, das fotografische Bild als Speichermedium. Aus ihrem perso¨nlichen Archiv werden Bilder nach perso¨nlichen Kategorien ausgewa¨hlt, dann in Schichten u¨bereinandergelegt und in Wachs eingeschlossen. Dadurch erscheinen die konkreten Erinnerungen wie hinter einem Schleier und werden im Freud'schen Sinn als Matrizen fu¨r eine unterbewußte Erinnerung palimpsestartig u¨bereinander gelegt.

ALEXANDRA NAVRATILs Serie 'Bitterfeld' besteht aus schwarzen Epoxid - Reliefs, die die Abdru¨cke von Bla¨ttern, Steinen, Zweigen, Rinden, Beeren, Nu¨ssen und Blumen zeigen. Gesammelt wurden die organischen Materialien rund um den Silbersee in Bitterfeld-Wolfen. Dieses chemisch stark verseuchte Gebiet in Deutschland wurde in den 1990er Jahren aufgrund der Kontamination aus den angrenzenden Branchen und der AGFA-ORWO-Film Fabrik auf Jahre hinaus verseucht . Die heutige Vegetation tra¨gt immer noch verdu¨nnte Spuren dieser fru¨heren Belastungen. Die aus einer chemischen Reaktion von Silbernitratlo¨sung, Sauerstoff und Licht entstehenden Reliefs sind u¨berdimensionierte, dreidimensionale, fotografische Platten. Bei der digitalen Bildbearbeitung besteht die Absicht darin, die urspru¨nglichen Bedeutungen und Konnotationen zu neutralisieren.

Indem OLIVIA COELN die gesammelten Fragmente ihrer Bilder aus ihren urspru¨nglichen Einstellungen isoliert, werden sie erst entwertet und dann neu gesetzt. Die Geschichte und Provenienz des urspru¨nglichen Ortes wird bei jeder Transformation weitertradiert.

CHRISTOPH WEBER unterwirft in seiner Arbeit den Blick der Logik des Apparativen, ausgehend von einem 50mm Objektiv - diese Brennweite entspricht der Sichtweite des Auges. Die Arbeit verwandelt den aus der Renaissance kommenden Sehkegel in seine medial hypostasierte Version: die 'Sehpyramide'.

[Quelle: www.christinekoeniggalerie.com]

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last modified at 04.04.2017


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