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Judith Saupper. Möglichkeit Erinnerung

19.01.2017 - 04.03.2017

Galerie Straihammer und Seidenschwann, Wien / Österreich

Es heißt, dass der menschliche Geist die Gegenwart als Zeitspanne von drei Sekunden wahrnimmt – alles, was länger zurückliegt, ist bereits Vergangenheit. Heute: nicht mehr (2016) besteht aus Zeichnungen und Collagen im Mittelformat, die die Veränderung einer unmittelbar wahrgenommenen Landschaft zeigen, da sie bereits zur Erinnerung wird, in die sich auch andere, zufällige Gedanken mischen. In jeder dieser Zeichnungen findet sich ein Stern, der die Distanz in Zeit und Raum symbolisiert. Fotografien von Kristallen (Zeolithen), eine der ältesten Objekte des Universums, von denen uralte Erinnerungen ausgehen, tauchen aus einer fernen Dunkelheit auf und begleiten die Collagen.... Das wahrscheinlich fragilste Stück der Ausstellung ist The Inbetweens, oder Flughunde als Luftpoeten (2015), ein in der Luft schwebendes Objekt. Es macht den Eindruck, als könnte es verschwinden, während es betrachtet wird. Viele Fotografen haben sich bemüht, einen Augenblick einzufangen, ihn einzufrieren, doch nur wenigen ist es gelungen, die Gleichzeitigkeit von Spannung und Einbindung zu erfassen. Judith Sauppers Objekt ist kein erstarrter Augenblick; das wäre unmöglich. Es besitzt eine Form und ist in seiner Totalität wahrnehmbar, die aber gleichzeitig nicht endgültig und unmöglich festzuhalten ist. Es ist nur ein Zeitfragment, bei dem die Möglichkeit weiteren Fließens offen bleibt. Andererseits kann der menschliche Geist aus der zeitlichen Distanz Erinnerungen organisieren und eine Ordnung in die Vergangenheit bringen, was im Chaos der Gegenwart nicht möglich ist. Manchmal kommt es auch vor, dass unsere Einbildungskraft Erinnerungen konstruiert, sie versucht dadurch, die Vergangenheit sinnvoller und harmonischer zu gestalten. In Extremsituationen kann dieser Prozess Nostalgie auslösen. O.T. (Gute alte Zeiten II) (2010) ist eine Skulptur einer solchen möglichen Erinnerung aus dem vergangenen Leben, doch statt Schönheit und Ordnung, einer utopischen Vision, sieht sie aus wie eine verlassene Behausung. Unter ihrem Glassturz scheint sie etwas Kostbares zu sein, wie es persönliche Erinnerungen gewöhnlich sind. Sie sieht nicht aus wie ein Ort, an den man zurückkehren wollte und an dem man sich wohlfühlen würde. Sie zeigt einfach humorvoll, wie gut die „guten alten Zeiten“ tatsächlich waren, als sie noch nicht alt waren.

[Quelle: http://www.galerie-sunds.at/]

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last modified at 13.04.2017


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