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Léopold Rabus. feu pompon

17.07.2007 - 31.08.2007

Dommuseum Salzburg, Salzburg / Österreich

Léopold Rabus (* Neuchâtel 1977) studierte 1993-1994 an der Académie Maximilien de Meuron in Neuchâtel und an der École d’Art in La-Chaux-de-Fonds. Seit 1999 waren seine Werke in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen zu sehen, zuletzt im Gemeentemuseum Den Haag sowie im Rahmen der Osram Art Projects in München. 2006 gewann er den Eidgenössischen Wettbewerb für Kunst.



Léopold Rabus ist vor allem als Maler tätig, gelegentlich gestaltet er auch Installationen und Videos. Seine Gemälde gehen von traditionellen Themen und Techniken aus.... Die figürlichen Szenen wirken auf den ersten Blick vertraut, die Farben ansprechend. Doch auf den zweiten Blick verunsichern die Bilder den Betrachter. Die Körper sind verformt, die Szenen befremdlich. Die Gemälde verbinden Ästhetisches und Abgründiges, künstlerische Tradition und moderne Psychoanalyse.



Die Werke stellen häufig Bezüge zum Märchen und zur Religion her, insbesondere zum volkstümlichen Erzählen und Glauben. Tiere wie Hirsch, Fuchs und Rabe spielen eine Rolle, die Titel lauten „Ex-Voto“ (2003-2004), „Scène Sainte“ (2004) oder „Bénitier“ („Weihwasserbecken“, 2004). Die Installationen erweitern dieses Bedeutungsfeld hin zur ländlichen Kultur durch Objekte wie Strohballen und landwirtschaftliche Geräte („Ma région, ma passion“, 2008), oder hin zum Kult durch Objekte, die an Andachtsbilder oder Reliquien erinnern.
feu pompon

Die Installation „Feu Pompon“ besteht aus 21 kleinen und 13 größeren Ölgemälden. Die kleineren sitzen in rechteckigen Metallrahmen, die größeren in ovalen, schwarzen Holzrahmen. Fast alle Gemälde zeigen einen erhobenen Finger, nur eines einen Hamster. Die Finger sind verformt oder verfärbt, der Hamster greift nach seinem Schnurrbart. Die schwarzen Rahmen enthalten zusätzlich Objekte, die wie Blumen, Blätter oder Schleifen aussehen, aber aus menschlichen Haaren gemacht sind.



Der Hamster gehörte Léopold Rabus. Das Tier stürzte vom Balkon, und der Künstler gab ihm posthum den Namen „Pompon“. „Feu Pompon“ bedeutet „Seliger Bommel“. Die Haarobjekte wirken wie private Erinnerungsstücke. Es sind die banalen Dinge, meint Léopold Rabus, die stärker im Gedächtnis haften bleiben als die großen oder schönen.



Auch die Installation „Feu Pompon“ kennzeichnet also dieses Spiel von Ruhe und Beunruhigung, diese Anspielungen auf persönliches Erinnern und volkstümliches Erzählen, diese Andeutungen von Sexualität und Trauma, die eine „morbide Sehnsucht nach einem paradiesischen Anderswo“ (Tanja Dückers) wachrufen.



Die Installation steht in einer vielschichtigen Beziehung zur Kunst- und Wunderkammer. Die schwarzen Rahmen entsprechen den schwarzen Vitrinenschränken, die goldenen den Gittern vor den Schränken. Die Haarobjekte erinnern an Klosterarbeiten oder andere volkstümliche Reliquiare. Deformierte Körper gehörten zu den Sammelobjekten barocker Kunst- und Wunderkammern und die Serie zu deren wichtigen Sammelprinzipien
kunst- und wunderkammer

Die Kunst- und Wunderkammer entstand in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Nach dem Ende des Fürsterzbistums wurde der Sammlungsbestand zerstreut, nur die Schränke blieben zurück. Ihr Inhalt wurde 1974 im Sinne eines barocken Kuriositätenkabinetts rekonstruiert.



Eine barocke Kunst- und Wunderkammer versammelte Objekte aus der Natur und Werke der Kunst: ausgestopfte Tiere, Fossilien, wissenschaftliche Geräte, Bergkristallschleifarbeiten etc. Die Stücke waren nicht wissenschaftlich geordnet, sondern nach Material oder Zweck. Die Zeitgenossen unterschieden zwischen künstlichen Objekten, „artificialia“, und natürlichen, „naturalia“. Die einen waren das Werk des Menschen, die anderen galten als das Werk Gottes. In ihrer Gesamtheit sollten sie den Kosmos verbildlichen.



Heute ist die Kunst- und Wunderkammer Teil des Museums. Die vielfältige Sammlung von Mineralien, Fossilien, Tieren und Geräten spricht die unmittelbare Erfahrung an, sie erregt Neugier und Staunen.


[Quelle: www.kirchen.net]

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