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Abstraktionen

Einladung: Abstraktionen. 2017

13.06.2017 - 15.07.2017

Fotogalerie Wien, Wien / Österreich

Die ausstellenden KünstlerInnen zeigen Fotoarbeiten und Fotofilme, mit denen sie aus Versatzstücken der Wirklichkeit – wie unter anderem Natur, Alltag, Architektur, Wissenschaft und Körper bzw. Bildern davon – durch radikale, konsequente Abstraktion und dadurch Verfremdung neue Bildresultate bzw. Wirklichkeiten erreichen. Diese haben die Kraft, bei den BetrachterInnen unbewusste Gefühle und Assoziationen hervorzulocken. Im Zuge des Abstraktionsvorgangs setzen sich die KünstlerInnen mit Bilderzeugung, Methoden der (Re-)Präsentation und transformatorischen Prozessen – ästhetischen Übersetzungen in Struktur, Form und Farbe – auseinander.... Desweiteren geht es um die Grundbedingungen des Sehens und Wahrnehmens und damit um Material, Licht, Raum und Zeit sowie um das Ausreizen der Grenze zur Gegenständlichkeit. Einige der KünstlerInnen stellen eine enge Verbindung zu anderen bildnerischen Medien her, kommen dabei ins Dreidimensionale, Räumliche oder setzen abstrakte Geräusche ein und erreichen damit eine emotionale Aufladung der Bilder.

Magda Csutak, deren Auseinandersetzung sich zwischen Mathematik und Kunst bewegt, präsentiert die aus sieben Ellipsen und elf rechteckigen, hauchdünnen Porzellanplatten bestehende Wandinstallation 7:11 – Eine andere Art von Lichtbild. Das Werk versteht sich sozusagen als Gleichung, im Binärsystem geschrieben. Die beiden Elemente des Systems, die Ellipsen und Rechtecke, wurden auf ihrer Silizium-Basis als Grundmaterial mit Silberemulsion lichtempfindlich gemacht. Grundlegend für Csutaks Bildsprache ist die körperlose, quantisierte Materie, das Photon, dieses winzig kleine Lichtphänomen. In der Bildkonstruktion 7:11 wird die Ähnlichkeit der abstrahierenden Denkweise zwischen Kunst und Mathematik betont; die Mathematik, die selbstgeschaffene abstrakte Strukturen auf ihre Eigenschaften und Muster untersucht. Es ist eine Sprache der Suche nach Entitäten, keine rhetorische, narrative Sprache. Es ist Csutaks Anliegen, die Materialien als Akteure in ihrer verlangsamten, sublimierten Form zu zeigen. Sie brauchen viel Aufmerksamkeit, bevor sie nicht mehr wahrgenommen werden als wichtigstes Instrumentarium unserer elektronischen Nano-Welt.


Christiane Feser zeigt Fotoobjekte aus der Serie Partitionen, ästhetische Kompositionen, die aus der seriellen Anordnung von jeweils unterschiedlichen, meist abstrakt-geometrischen, sich vielfach wiederholenden Gebilden aus Papier, die von der Künstlerin manuell gebogen, gefaltet und geklebt wurden, bestehen. Ihren Werken liegt grundsätzlich ein Umformungsprozess von mehreren Arbeitsvorgängen zugrunde: Die plastischen Arbeiten dienen als Ausgangspunkt und werden abfotografiert. Danach werden die Fotografien durch manuelle Bearbeitung wieder zu Objekten. Endprodukt ist jeweils ein Unikat, welches sich zwischen der Zweidimensionalität von Fotografie und der Räumlichkeit von Objektkunst bewegt. Feser konstruiert eine neue Realität, die auch durch eine gezielte Lichtsetzung und daraus resultierender Schatten bestimmt wird – ein irritierendes Wahrnehmungsspiel zwischen Illusion und Wirklichkeit, Fläche und Tiefe, Abstraktion und Gegenständlichkeit.

Karø Goldt präsentiert fünf Kurzexperimental-„Fotofilme“, die auf digital manipulierten Fotografien beruhen. Durch die Animation werden diese zu abstrakten Farbkompositionen von hoher Intensität und Sinnlichkeit, verdichtet durch begleitende Musik bzw. Geräusche. Immer sind gegenständliche Fotografien Ausgangspunkt des Umwandlungsprozesses – wie z.B. bei dem letzten einer Reihe von Pflanzenfilmen, roi d’olivier (2013), wo Fotos von Oliven und Olivenholz in deren elektronische Farbbestandteile zerlegt und auf eine vertikale, sich farblich ändernde, malerische Streifenkomposition reduziert wurden. In ihrem aktuellen Film the shortest day (2017) hat sie ihr Verfahren geändert; hier durchläuft sie den Prozess Abstraktion – Gegenständlichkeit – Abstraktion: Aus einem sich farblich verändernden Streifenbild entwickelt sich langsam ein Geäst mit Schnee, das wiederum in die Unschärfe/Abstraktion abgleitet, begleitet von Musik, die emotionale Zustände von Vergänglichkeit, Melancholie, aber auch Aufgewühltsein unterstützt. Am Ende des Films erscheint kurz das Gesicht der Künstlerin.

Anikó Robitz gibt in ihren Fotos, von denen hier verschiedene, mit Städtenamen titulierte Arbeiten bzw. Serien präsentiert werden, architektonische Details wieder, die jeweils auf klare geometrische Formen reduziert wurden. Robitz sucht nach verschiedenen Strukturen in Städten und in zeitgenössischer Architektur, die in ihren Fotos entweder deutlich sichtbar bleiben oder aber auch komplett verschwinden. Sie ist ebenso interessiert an der Auseinandersetzung mit Raum wie auch an den Proportionen der ausgewählten Details und des großen Ganzen, dem dieses Detail entnommen wurde. Dabei untersucht sie auch die Beziehung der Dinge zueinander, was die Wahrnehmung von Raum in einem anderen Licht erscheinen lassen kann. Bei den hervorgehobenen Details handelt es sich manchmal um die Wände von Hochhäusern, die im Vergleich zu den tatsächlichen Gebäudedimensionen jedoch klein sind. Ein anderes Mal sind es Vergrößerungen von Fragmenten, die in der Realität nur wenige Zentimeter groß sind. Die Fotos werden direkt beim Fotografieren komponiert und später nicht mehr verändert.

Julia Rohn beschäftigt sich in fotografischen und skulpturalen Arbeiten mit industriell gefertigten Alltagsprodukten und deren medialer Darstellung, die unsere Wahrnehmung, Verhalten und Emotionen bestimmen. Rohn stellt diese konkreten Produkte durch Abstraktion in einen neuen Zusammenhang. In der Ausstellung zeigt sie zum einen Fotografien (Waterfall und Cherry Kiss) von je zwei auf einen Bildträger geschüttete Flüssigseifen , die ineinander verflossen sind und an tachistische Werke erinnern. Diesen spontanen Entstehungsprozess sieht sie analog zum impulsiven Konsumverhalten und Marktstrategien, die auf unterbewusste Weise wirken. Zudem zeigt sie Fotografien und Objekte von Putzschwämmen (Long Life). Von ihrer ursprünglichen Funktionalität befreit, werden sie zu abstrakten, die Pop Art zitierenden Kunstwerken, die eine Diskussion über Farbe, Form, Struktur und Materialität ankurbeln und als ironisches Statement in Bezug auf unsere Konsumkultur zu lesen sind.

Simon Perathoners Auseinandersetzung bewegt sich zwischen Kunst und Wissenschaft bzw. Technologie; er beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Mensch und Maschine sowie mit Fragen der Repräsentation in Bezug auf das Medium Fotografie. Seine Serie Fragmented Images besteht aus einzelnen Fotografien auf Karton – eine immer wiederkehrende Folge des gleichen, aus dem Zusammenhang gelösten, aber neuen Bildes. Die Methodik verweist auf ein technisches Gerät, das nicht richtig funktioniert. Die Vermenschlichung der Maschine durch Fehlerfunktionen wird hier umgedreht: Der Künstler stellt sich selbst als eine gestörte Maschine dar und simuliert diese, um einen vom Menschen kreierten, aber nicht immer verständlichen Mechanismus zu verstehen. Diese Umkehrung ist der Versuch, ein Aufeinandertreffen zwischen Mensch und Maschine aufzuzeigen, um sich die Charakteristika der Maschine anzueignen und diese als Mensch wiederum neu zu interpretieren, neu zu lesen und als Bild darzustellen.

Petra Noll-Hammerstiel, im Namen des Kollektivs


[Quelle: www.fotogalerie-wien.at]

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last modified at 09.06.2017


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