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Benjamin Zanon. o.UT.

Einladung: Benjamin Zanon. o.UT. 2017

24.11.2017 - 20.01.2018

Kunstraum Innsbruck, Innsbruck / Österreich

Mit o. UT. (ausgeschrieben: ohne Untertitel) betitelt der Osttiroler Künstler Benjamin Zanon (1981/ lebt und arbeitet in Innsbruck) seine Einzelausstellung im Kunstraum Innsbruck. Die spezifische Abkürzung o. UT. findet sich gängiger Weise im Filmgenre, aber nicht in der Kunst, aber in diesem Fall kommentiert der Ausstellungstitel nicht sprichwörtlich den fehlenden Untertitel, sondern verweist direkt auf die künstlerische Praxis von Benjamin Zanon, in dem er jegliche Gegenständlichkeit und Narration der Zeichnung zu entziehen versucht.... Den Zeichnungen wohnt eine Poesie der Fragilität und Endlichkeit inne, die zu mentalen Landschaften und Gedankenräumen des Künstlers werden. Zanon übersetzt seinen subjektiven und emotionalen Erlebnisraum in eine in sich geschlossene Zeichensprache, die den Mechanismen eines sich selbst generierenden Codes entspricht, um im Sinne der stetig mäandernden Zeichnung eine fortlaufende Übersetzung von Gegenwart in Zeichensprache zu initiieren. Auch wenn der Zeichnung ein emotionales Befinden vorangestellt ist, entkoppelt sich die Zeichnung von der gegenständlichen Darstellung dieses Erlebniszusammenhangs.

Am besten nachvollziehbar machen dies die beiden Arbeiten im Studio. In der Vitrine ist eine Auswahl der Zeichnungen zu sehen, die Benjamin Zanon für die linken Seiten im Quart Heft für Kultur Tirol entwickelt hat (Gurschler 1-5, Schuchter 1-5, Brenner 1-5). Er zählte auf jeder Textseite (die im Vergleich im Heft auf der rechten Seite abgedruckt sind) die Buchstaben und übersetzte jeden Buchstaben in ein Symbol, um dann wiederum die Anzahl des jeweiligen Buchstaben als Symbol auf dem Zeichenblatt wiederzugeben. In komplexer Verdichtung entstand eine individuelle Übersetzung des jeweiligen Textes in die Zeichensprache des Künstlers. Jener Zugang zur Übersetzung von Wahrnehmung und Realität ist ein wesentlicher Baustein, den Zanon von Anbeginn seiner Arbeit begleitet und ihn vergleichbar zu einem Flaneur durch den Stadt- und Naturraum wandern lies, um seine Aufzeichnungen zu komplexen Zeichnungsprozessen werden zu lassen. Den Anfang dieser Praxis dokumentiert ebenfalls die große Papierarbeit im kleineren Ausstellungsraum, die 2014 noch während seines Studiums an der Kunstakademie in Düsseldorf in der Klasse von Richard Deacon entstand. Sie zeigt eine komplette Aufschrift in Spiegelschrift der Erinnerungen an einen Ort in Osttirol, an dem die Familie immer gemeinsam die Ferien verbrachte. Jeder Gedanke wurde abwechselnd mit rotem und blauem Kugelschreiber notiert. Das Ausbleichen des Kugelschreibers entspricht für Zanon dem Verblasen seiner Erinnerung. Im Hauptraum finden sich drei, eigens für die Ausstellung entstandene Zeichnungsserien, die jenes protokollarische Aufzeichnen von Erinnerungen vorzieht. Auch hier sind es wieder die Erinnerungen an die Familie, die impulsgebend für die Serien waren. Die großformatigen Zeichnungen mit den Titeln (Anm.: s steht für Serie): 7s1 (glätten), 7s2 (steigen), 7s3 (kümmern), 7s5 (scheinen), 7s4 (fiebern), 7s6 (schleichen) und 7s7 (ahnen), geben persönliche Erinnerungen des Künstlers an die Kindheit wieder, wie auch die 6-teilige Zeichnungsgruppe 6s1 M/O, 6s2 B/O, 6s3 S/B, 6s4 N/I, 6s5 K/T und 6s6 P/C ein Porträt der Familie darstellt und die kleinformatigen Zeichnung jeweils Porträts von Personen wiedergeben, die dem Künstler nahe stehen, ohne das es relevant ist zu wissen wem das jeweilige Porträt zugeschrieben ist. Ein weiterer Verweis auf die Familie wohnt den beiden Lindenholz Skulpturen inne, da sie aus dem Holz geschnitzt sind, das der Vater und Schriftsteller Christoph Zanon (1951 – 1997) noch zu Lebzeiten bearbeitete, aber nicht fertig gestellt hatte. In diesem Sinne findet auch am 01.12.2017 anlässlich des 20. Todesjahrs des Vaters eine Lesung seiner Texte im Kunstraum Innsbruck statt, zu der die Geschwister des Künstlers ausgewählte Textpassage des Vaters vortragen.

Karin Pernegger, Kuratorin der Ausstellung, Kunstraum Innsbruck

Anlässlich der Ausstellung planen wir ebenfalls ein erstes Künstlerbuch mit Benjamin Zanon zu veröffentlichen.

[Quelle: www.kunstraum-innsbruck.at , 27.11.2017]

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last modified at 26.11.2017


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