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springerin 1/11. L'Internationale

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springerin 1/11. L'Internationale. 2011 [Cover]
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Wien / Österreich

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2011

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Umfangsangabe: 96 S. : zahlr. Illl. //Die im Kernteil dieses Hefts versammelten Beiträge gehen auf die im Oktober 2010 in Wien abgehaltene Konferenz »Points of Connection« zurück, die zugleich Auftaktveranstaltung des Projektnetzwerks L’Internationale war. L’Internationale ist eine Gemeinschaftsorganisation von fünf europäischen Museen und Künstlerarchiven, deren Ziel es ist, auf Grundlage des wechselseitigen Zugangs zu ihren jeweiligen Sammlungen und Archiven eine längerfristige Kooperation zu etablieren. Eines der Hauptanliegen ist die Anfechtung gängiger kunsthistorischer Kanons und Narrative mittels lokaler Vergleiche. Gegen die globalen hegemonialen Ansprüche mächtiger Kunstinstitutionen setzt L’Internationale eine Zusammenarbeit von Museen, deren Sammlungen und Geschichten unterschiedlich ausgerichtet sind, wodurch mehrstimmige übernationale Narrative geschaffen werden sollen. Ziel ist weiters die Sichtbarmachung von Übereinstimmungen zwischen verschiedenen Sammlungen und Archiven – »Points of Connection« –, an denen Interessen, Methoden und Visionen konvergieren. L’Internationale strebt mithin eine neue, mehrstimmige Kunstgeschichte an, will gleichzeitig aber auch den Prozess ihrer Herstellung transparent machen. Die erste Konferenz galt sowohl dem Forschungsgegenstand (Avantgardekunst von 1956 bis 1986) als auch den Forschungsmethoden und den verwendeten Quellen (insbesondere in den Sammlungen und Archiven). Den ersten thematischen Block bilden dabei die Avantgarden zwischen dem Ende des Modernismus und dem Aufstieg der Globalisierung. Dieser Zeitraum zwischen 1956 und 1986 war eine Periode, in der in vielen Teilen der Welt autoritäre Regime unterschiedlicher Ausrichtung herrschten (so unter anderem in Spanien, Portugal, Brasilien, Argentinien, Uruguay und Osteuropa). Zugleich war diese Zeit vom Glauben an eine neue Moderne geprägt, in der fortschrittliche Technologien eine wichtige Rolle spielen würden. Die Welt sollte durch neue Transport- und Kommunikationsmittel näher zusammenrücken, die Medien sollten mehr Macht erhalten. Dieser Glaube galt nicht nur für die sozialdemokratischen und liberalen Länder im Westen, sondern auch für den entkolonialisierten Süden, den kommunistischen Osten und die sogenannten blockfreien Staaten. Es war die Zeit des Kalten Kriegs, des Fordismus, des Staatssozialismus und der Entkolonialisierung. Politische und ökonomische Differenzen wurden von einer zunehmenden Homogenisierung in Folge der Globalisierung begleitet. Diesbezüglich behandeln die hier enthaltenen Beiträge eine Reihe von Fragen: Inwieweit können die verschiedenen totalitären, sozialdemokratischen, kommunistischen und liberaldemokratischen Kontexte Europas sowie Nord- und Lateinamerikas miteinander verglichen werden? Welche Ähnlichkeiten bestanden in der fraglichen Zeit zwischen Ost und West? Welche Themen herrschten in konkurrierenden politischen Regimes gleichermaßen vor? Wie sehr spiegelten diese Themen den Prozess der Globalisierung wider? Auf die heutige Situation bezogen knüpft daran die Frage an, wie sich ausgehend von diesen Aspekten gemeinsame globale Interessen definieren lassen. Welche neuen Berührungspunkte können als Angelpunkte für neue subversive Aktionen weltweit dienen? Und wie können Museumsarbeit und Kunst den Prozess der Entkolonialisierung des Wissens stimulieren? Unweigerlich mit diesen Fragstellungen verknüpft ist ein Umschreiben der Kanons, was die Avantgardekunst zwischen 1956 und 1986 betrifft. Bei dieser Kunst handelte es sich nicht nur um Performance, neue Medien, politischen Aktivismus und visuelle Poesie, sondern auch um Kunst mit ausgeprägten utopischen Visionen. Verschiedene Wissensfelder miteinander zu verbinden, neue Kunstgeschichten ebenso wie den Bereich persönlicher Erfahrungen aus osteuropäischen, lateinamerikanischen, westeuropäischen und nordamerikanischen Perspektiven zu beleuchten – dieser Aufgabe widmen sich die Heftbeiträge mit unterschiedlicher Gewichtung: Haben die Kunstbewegungen, die unter verschiedenen Namen in verschiedenen Teilen der Welt zugleich aufkamen, eine gemeinsame Grundlage? Stellten die Nachkriegsavantgarden eine Reaktion auf die Zersetzung oder einen Bruch innerhalb der Moderne dar? Wie machte sich dieser Bruch unter unterschiedlichen kulturellen und politischen Umständen bemerkbar? Viele Künstlerarchive werden diesbezüglich zu ebenso wichtigen Teilen des Kulturerbes wie die großen Museumssammlungen. Wie lässt sich Wissen aus erster Hand direkt von seinen UrheberInnen in Museumsarchive und Sammlungen transferieren? Ein zählebiges Klischee über nicht westliche Kunst besagt, dass diese die ästhetischen Vorstellungen aus dem Westen mit einiger Zeitverzögerung bloß kopiert hätte. Wie können wir die weit verbreitete Idee, dass der Westen ein Vorbild oder Spiegel der Nachkriegsavantgarden in anderen Weltregionen war, heute uminterpretieren? Obwohl die Vokabulare der Nachkriegsavantgarden verschieden sind, kann man bis zu einem gewissen Grad von einer internationalen Sprache ausgehen. Ein Hauptunterschied bestand aber zweifellos darin, wie diese Avantgarden mit ihrem jeweiligen Gesellschaftsumfeld kommunizierten und unterschiedliche soziale Funktion hatten. Welche kommunikativen Ansätze wurden in welchen Umfeldern mit welchen Zielgruppen verfolgt? In dieser Hinsicht beschäftigt sich L’Internationale nicht nur mit der Frage, wie das Kunstsystem und seine Alternativen in der besagten Periode funktionierten, sondern möchte auch neue, transnationale Wege der Zusammenarbeit von Institutionen aufzeigen. VertreterInnen von Institutionen versuchen in den hier versammelten Beiträgen gemeinsam mit unabhängigen ExpertInnen aus den alternativen Kunstszenen von damals und heute, derlei Fragen forschend nachzugehen: Wie zirkulierten Ideen und Kunstwerke zwischen und innerhalb von West- und Osteuropa, Nord- und Lateinamerika? Wie schlossen sich KünstlerInnen in abgelegenen Regionen zu Netzwerken zusammen und was können wir daraus heute lernen? Wie soll eine zukünftige internationale Zusammenarbeit zwischen Ost und West bzw. Nord und Süd aussehen? [Quelle: www.springerin.at, 11.11.2017]

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